Veranstaltungen im öffentlichen Raum
Leitlinie:
Veranstaltungen im öffentlichen Raum führen Menschen zwanglos zusammen. Sie ermöglichen gemeinsames Erleben künstlerischer und kultureller Angebote und stiften Gemeinsinn und Zusammengehörigkeitsgefühl. Der Stadtraum wird durch sie als substantieller Teil urbaner Lebensqualität wahrgenommen.
Ausgangssituation:
Seit den frühen 90er Jahre haben sich in Görlitz Traditionsfeste im öffentlichen Raum entwickelt, die aus dem kulturellen und gesellschaftlichen Leben von Stadt und Region nicht mehr wegzudenken sind. Die Höhepunkte sind das Straßentheaterfestival ViaThea, das Altstadtfest, welches inzwischen vollständig mit dem Jakubi-Fest in Zgorzelec zusammengewachsen ist, und der Schlesische Christkindelmarkt, dessen reiches, überwiegend ehrenamtlich getragenes Kultur- und Begleitprogramm diesen Weihnachtsmarkt zu einem Fest hat wachsen lassen, das sich von Weihnachtsmärkten anderer Städte erkennbar durch seine Individualität und das hohe Engagement unterscheidet, mit dem sich Einwohner in die Gestaltung und Durchführung einbringen. Fest etabliert hat sich auch der jährlich stattfindende Schlesische Tippelmarkt, der an seinen Ursprungsort, den Untermarkt, zurückgekehrt ist.
Obgleich noch nicht saniert und in seiner ursprünglichen Gestalt rekonstruiert wird der Stadthallengarten bereits seit Jahren wieder als Ort für Freiluftveranstaltungen genutzt. Insbesondere die Etablierung des Sommertheaters hat die Nutzungsfrequenz enorm gesteigert. Als Spezifikum des Ortes ist das Kinderfest erfolgreich wiederbelebt worden.
Neben diesen öffentlich getragenen Angeboten prägen weitere Veranstaltungen den öffentlichen Raum, welche durch unterschiedliche Träger organisiert werden, die ein breites Spektrum der Stadtgesellschaft repräsentieren. Beispielhaft seien die Jazztage Görlitz genannt, das Fokus-Festival, das Campus Open Air, das Kulturpicknick zum Welttag der kulturellen Vielfalt oder auch einzelne Stadtteil- resp. Straßenfeste. Auch die von Seiten der Stadtverwaltung organisatorisch unterstützten kirchlichen Umzüge sind ein inzwischen regelmäßiger kultureller Beitrag, der im öffentlichen Raum erlebbar wird.
Zu bemerken ist auch, dass der grenzüberschreitende Stadtpark zunehmend die Menschen zum Verweilen und zur Freizeitgestaltung einlädt. Die von beiden Seiten der Europastadt unternommenen Anstrengungen zur Sanierung der Parkanlagen lassen eine neue grüne Mitte der Doppelstadt entstehen, die einen großen Gewinn für die Lebensqualität darstellt. Das hiermit verbundene Potential für Veranstaltungen im öffentlichen Raum ist noch nicht erschlossen.
Erste Open-air-Veranstaltungen finden seit einigen Jahren am Berzdorfer See statt. Hier besteht der Bedarf einer konzeptionellen Rahmenverständigung über geeignete Orte, Umfang, Dauer und Art möglicher Angebote, um eine grundsätzliche Orientierung für Veranstalter, Anlieger und das potentielle Publikum zu schaffen.
Zielvorstellung 2030:
Die großen Veranstaltungen im öffentlichen Raum der Stadt Görlitz haben stadtgesellschaftliche Veränderungen und dominierende Themen aufgenommen und konnten im konstruktiven Miteinander von Tradition und Innovation weiterentwickelt werden.
Das Altstadtfest/Jakubyfest ist durch entsprechende Vermarktung international als größtes deutsch-polnisches Volksfest der Welt bekannt geworden. Dadurch ist es von Jahr zu Jahr besser gelungen, international renommierte Künstler und Persönlichkeiten als Akteure und Gäste in der Europastadt zu begrüßen. Die mediale Aufmerksamkeit ist in gleichem Maße gestiegen und hat insbesondere durch die Übernahme der Schirmherrschaft des deutschen und polnischen Staatspräsidenten über die Veranstaltung an Umfang zugenommen. Die Städte Görlitz und Zgorzelec haben diese öffentliche Aufmerksamkeit dazu genutzt, jedes Jahr im zeitnahen Vorfeld des Festes eine hochrangige Persönlichkeit zu einer Rede über Europa einzuladen.
Als Ergänzung zum stimmungsvollen Christkindelmarkt im Herzen der Altstadt, welcher inzwischen die gesamte Adventszeit stattfindet, ist auf dem fertiggestellten Postplatz ein eher kommerziell ausgerichteter Wintermarkt entstanden, der wesentlich vom Görlitzer Einzelhandel mitgetragen und gestaltet wird. Im Zusammenhang mit dem Aufbau dieses Marktes konnte die Stadt im Rahmen eines Förderprojektes eine attraktive Winterbeleuchtung erwerben welche vom Postplatz bis zum Bahnhof reicht und in den Folgejahren Schritt für Schritt erweitert und ausgebaut werden konnte. Anforderung der Ausschreibung dieser Stadtbeleuchtung war es, die herausragende Architektur der Stadt in Szene zu setzen. Die Bevölkerung und Gäste der Stadt haben diese Lichtinstallation begeistert begrüßt. Sie findet jährlich vom Anfang des Advents bis Ende Februar statt und wird von der EGZ erfolgreich unter dem Titel „Görlitzer Winterleuchten“ als Kultur- und Einkaufs-Event überregional vermarktet.
Nach seiner Rückkehr auf den Untermarkt ist der Tippelmarkt durch einen Tuchmarkt ergänzt worden. „Tippel und Tuch“ erreicht ein noch größeres Publikum und ermöglicht es zugleich, der Bevölkerung und den Gästen der Stadt einen Eindruck von den am Untermarkt und seinem Umfeld gelegenen Hallenhäuser der früheren Tuchmacher und –händler zu geben und den Markt in Richtung des Kulturerbethemas zu entwickeln, welches sich die Stadt mit der langfristigen Zielstellung auf die Fahne geschrieben hat, als Weltkulturerbe anerkannt zu werden.
Das traditionelle Kinderfest im inzwischen sanierten Stadthallengarten hat die Anregung gegeben, die neue Attraktivität des grenzüberschreitenden Stadtparks für ein jährliches „Internationales Spielplatzfest“ zu nutzen. Hierzu haben die Städte Görlitz und Zgorzelec nach gemeinsamer Absprache gleichgerichtete Stadtratsbeschlüsse gefasst. Die Veranstaltung ist im Kern als Familienfest angelegt und macht in den verschiedenen Teilen des Stadtparks zahlreiche Angebote, welche die Generationen zusammenbringen.
Um Veranstaltern und bürgerschaftliche Initiativen die Planung von Veranstaltungen im öffentlichen Raum zu erleichtern, hat die Stadtverwaltung einen Leitfaden entwickelt, in dem sowohl das formale Antragsverfahren praxisorientiert erklärt wird als auch die spezifischen Sensibilitäten und Möglichkeiten der für Veranstaltungen geeigneten öffentlichen Orte beschrieben werden. Der Grundgedanke dieser Handreichung ist nicht zu reglementieren, sondern den Stadtraum für Veranstaltungen zu öffnen. Nach einer intensiven Debatte mit den verschiedenen Nutzergruppen und Anliegern konnte eine vergleichbare Leitlinie auch für den Berzdorfer See erarbeitet werden. Auf dieser Grundlage hat die Stadt damit begonnen, nach und nach die Infrastruktur für die vorgesehenen Veranstaltungsformen zu optimieren.
Handlungsempfehlungen:
- Die EGZ vermarktet das Altstadt- und Jakubyfest als größtes deutsch-polnisches Volksfest der Welt.
Die Städte Görlitz und Zgorzelec verständigen sich auf ein Format für eine jährliche Rede „Über Europa“ im zeitnahen Vorfeld des Stadtfestes und laden dazu hochrangige Persönlichkeiten in die Europastadt ein. - Die Städte Görlitz und Zgorzelec adressieren die Staatspräsidenten beider Nationen mit der Bitte, die Schirmherrschaft über das größte deutsch-polnische Volksfest der Welt zu übernehmen.
- Die Veranstalter bemühen sich, ggf. mit Unterstützung der städtischen Vertreter, hochrangige Künstler mit der Bitte anzusprechen, durch ihr Engagement im Rahmen des Festes den Europa-Gedanken zu unterstützen.
- GKSG organisiert gemeinsam mit der EGZ Workshops unter Mitwirkung von Vertretern des Einzelhandels und der Tourismusbranche, um die Grundlagen für ein Konzept für einen jährlichen Wintermarkt auf dem Postplatz zu schaffen.
- Die EGZ eruiert Fördermöglichkeiten für eine winterliche Stadtbeleuchtung, welche die besondere Denkmalqualität der Stadt inszeniert.
- GKSG entwickelt ein Konzept zur Erweiterung des Tippelmarktes durch einen Tuchmarkt.
- Die Stadtverwaltung berät mit der Stadt Zgorzelec über die Möglichkeit, ein grenzüberschreitendes Spielplatzfest zu etablieren.
- Die Stadtverwaltung erarbeitet einen Leitfaden für die Organisation und Durchführung von Veranstaltungen im öffentlichen Raum.
- Die EGZ lädt einen breiten Kreis von Beteiligten und Interessenten zu Workshops ein, um die Grundlagen für ein Rahmenkonzept zur Durchführung von Veranstaltungen am Berzdorfer See zu schaffen. In diesem Kontext wird auch das vor Jahren vorgelegte Konzept des Dreiländerfestes „Threestyle“ evaluiert.