Rathaus

Görlitzer Ratsarchiv

Görlitzer Ratsarchiv / Stadtarchiv

Allein quantitativ ist das Ratsarchiv das bedeutendste Kommunalarchiv der Oberlausitz und eines der bedeutendsten Sachsens.


Für die verschiedensten Zweige der Geistes- und Sozialwissenschaften sind die Bestände des Görlitzer Ratsarchivs wegen der fast lückenlosen Überlieferung städtischer Provenienzen und sehr aussagekräftiger Fremdprovenienzen (z.Bsp. Innungsakten) vom Spätmittelalter bis zum Ende der DDR von besonderer Bedeutung.

Aufgaben und Leistungen

Die Zuständigkeit des Ratsarchivs erstreckt sich auf das Archivgut der Stadtverwaltung und des Stadtrates, der kommunalen bzw. stadtgeleiteten Betriebe, Güter, (angeleiteten) Genossenschaften, der nach 1945 in Volkseigentum überführten oder aufgelösten nichtkommunalen Betriebe im städtischen Territorium (soweit sie nicht in einem Betriebsarchiv aufgegangen sind), der Innungen (bis 1945), aufgelösten Organisationen, Vereine, Verbände usw., Stiftungen des öffentlichen Rechts und der Nachlässe von Persönlichkeiten örtlicher Bedeutung. Es ist das historische Endarchiv und somit ein wichtiger Teil vom "Gedächtnis unserer Stadt". Neben dieser Hauptaufgabe des Ratsarchives ist die Stadtchronik sehr wichtig. Parallel dazu verwaltet und aktualisiert das Ratsarchiv die umfangreiche Foto- und Postkartensammlung der Städtischen Sammlungen für Geschichte und Kultur Görlitz. Nutzer des Archivs können Einsicht in 1200 lfd. Meter Akten und Stadtbücher den Zeitraum von 1391 bis 1990 umfassend nehmen. Zudem stehen ca 4000 Karten, Pläne und Risse aus der Zeit von 1568 bis 1990 zur Verfügung. Der bedeutsame Urkundenbestand umfaßt etwa 2000 Urkunden aus der Zeit von 1282 bis 1938. Daneben existieren 170 Filme mit Reproduktionen von historisch bedeutsamen Originalen aus dem Stadtarchiv Löbau und der Christian-Weise-Bibliothek Zittau. Das Fotoarchiv umfaßt ca 20.000 Fotos, Fotoplatten, Diapositive und Ansichtskarten.

Die Bestände und ihre Bedeutung

"Archiviertes Registraturgut ist kein Massenartikel, bei seinen Stücken handelt es sich nicht um Vervielfältigungen, sondern in der Regel um einmalige oder zweimalige Urschriften."
(nach Heinrich Otto Meißner)

Nennenswert sind auch die archivischen Sammlungen zu verschiedenen Themen der Stadtgeschichte sowie der Oberlausitzer und der Niederschlesischen Regionalgeschichte. Durch die Geschlossenheit der Bestände sind historische Trends, Entwicklungen und Zäsuren für Geistes- und Sozialwissenschaftler nachvollziehbar und erforschbar. Historische Analysen sind durch geschlossene Bestände überhaupt erst zu erbringen.
Durch die Bedeutung der Stadt Görlitz als große Mittelstadt schon in der frühen Neuzeit, an der wichtigsten Ost - West- Verbindung und einer zeitig entwickelten Verwaltungsstruktur mit entsprechender Schriftlichkeit sind Arbeiten die den regionalgeschichtlichen Rahmen sprengen sowie eine Vielzahl von Spezialuntersuchungen zu unterschiedlichsten Themen möglich. Das sehr umfangreiche und z.T. auch künstlerisch bedeutsame Fotoarchiv (Bestand Robert Scholz und Walter Wolf) stellt für den Denkmalschutz und für die Stadtentwicklungsplanung eine unverzichtbare Quelle dar. Das Ratsarchiv bietet in seiner Spezifika eine Vielzahl von Möglichkeiten für hochrangige Wissenschaftler, vielversprechende Nachwuchswissenschaftler und ambitionierte Heimatforscher aus Görlitz und der Region.

Die Geschichte des Ratsarchiv und seiner Bestände

Um 1350 wurde in Görlitz ein angekauftes Privatgebäude als Rats- und Gerichtshaus eingerichtet, wo die Rats- und Gerichtsdokumente ihren Platz fanden. Aufbewahrt wurden sie zunächst im sogenannten dunklen Gewölbe. Hier lagern heute noch ca. 2000 dar ältesten und wertvollsten Urkunden. Darunter befinden sich u.a. vier der sechs Originalgründungsurkunden des Oberlausitzer Sechsstädtebundes von 1346. Im großen Archivgewölbe, dessen schöne Renaissancefassade aus dem Jahre 1534 den Rathausinnenhof ziert, (Foto Blick über den Hof) befinden sich die imposanten ,alten Stadtbücher, welche viele Regalreihen füllen. Sie künden von der wirtschaftlichen Blüte, von Ruhm und Ehre, aber auch von Not- und Kriegszeiten unserer Stadt in vergangenen Jahrhunderten. Viele von ihnen bedürfen noch der sorgfältigen wissenschaftlichen Aufarbeitung. Umsichtige engagierte Stadtschreiber zeichneten damals für das Archiv verantwortlich. So verdanken wir Männern wie Michael Günzel (1406 - 1425), Laurentius Ehrenberg (1425 - 1436), Johannes Bereit von Jüterbog (1436 - 1463), Johannes Frauenburg (1463 - 1482), Georg Vogt (1482 - 1486), Conrad Nißmann (1488 - 1492), Gregorius Glett (1498 - 1509) sowie Johannes Haß (1509 - 1544) wertvolle Informationen über längst vergangene Zeiten.
An diese frühe Blütezeit der Görlitzer und Oberlausitzer Geschichtsschreibung konnten die folgenden Jahrhunderte vorerst nicht angeknüpfen. 1901 übernahm der bisherige Vorsteher des Magistratsbüros Gerhard Müting die Neuordnung unseres Archivs, indem er Akten, Verwaltungsrechnungen und sonstige Schriftstücke sicherte und verzeichnete. Er blieb im Schatten der großen Historiker, hatte aber mit seiner akkuraten Fleißarbeit unentbehrliche Voraussetzungen für künftiges, erfolgreiches Wirken geschaffen. Professor Dr. Richard Jecht (1858 - 1945), ein ehemaliger Gymnasiallehrer, übernahm 1907 hauptamtlich das Archiv. Seinem Engagement und Können ist eine jahrzehntelange Blütezeit unseres Archivs zu verdanken. Görlitz galt damals als das Zentrum der oberlausitzischen Geschichtsschreibung. Richard Jecht veröffentlichte die hinter dicken Mauern verborgenen Schätze "seiner Institution in dickleibigen Urkundenbüchern, teils in lebendiger beschreibender Darstellung. Noch immer wartet seine "Geschichte der Stadt Görlitz" (von den Anfängen bis zum Pönfall) auf eine adäquate Fortsetzung. Die prekäre Kriegslage veranlasste Jechts Nachfolger Dr. Friedrich Pietsch, die Archivbestände 1943 in östlich der Neiße gelegene Schlösser auszulagern. Es gehört zu den großen Verdiensten des Ratsarchivars und Numismatikers Walter Haupt (1895 - 1990), dass 1961 und 1966 der größte Teil des ausgelagerten Archivgutes von Polen zurückgegeben wurde. Einige besonders wertvolle historische Archivalien vermissen wir jedoch bis heute.

Restaurierung

Die Görlitzer Briefbücher gehören zu den historisch wertvollsten Quellen in den Beständen des Ratsarchivs. Richard Jecht bezeichnete sie zu recht als eine der reichhaltigsten und zuverlässigsten Quellen für die Geschichte der Stadt Görlitz, der Oberlausitz und der Nachbarländer. Sie umfassen die ausgesprochen interessante und bewegte Zeit von 1487 - 1662. Sie enthalten vor allem Kopien der vom Rat abgeschickten Briefe. Das Briefbuch von 1512-1515 befand sich in einem substantiell bedrohlichen Zustand. Wasserschäden, Verklebungen der Blätter, Schimmelpilze und ein zerbrochener Einband sind nur einige der festgestellten Schadenssympthome. Es bestand also die Notwendigkeit diese Kostbarkeit zu restaurieren. Mit modernsten Verfahren der Restauratoren unter Einsatz der modernsten Technik und mit hohem handwerklichen Geschick konnte diese Quelle mit eigenen finanziellen Mitteln gerettet werden. Die Fotografien, die den Zustand vor und nach der Restaurierung zeigen, sind ein beredtes Beispiel für die Möglichkeiten die heute bestehen um unser Kulturerbe zuretten.

Adresse:

Untermarkt 6-8, 02826 Görlitz

ratsarchiv@goerlitz.de

 

Wir bitten um Ihre Unterstützung:

Spenden für die Restaurierung der historischen Bestände sind möglich unter:

Stadtverwaltung Görlitz

Konto bei der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien

IBAN 92 8505 0100 0234 9050 00

Kennwort: „Spende Ratsarchiv Restaurierung“

 

 

Spendenbescheinigung:

Für eine Spendenbescheinigung bitten wir Sie, Ihre volle Anschrift zum Verwendungszweck anzugeben. Sie können sich aber auch gern an Manuela Neumann, Sachbearbeiterin im Amt für Stadtfinanzen unter der Telefonnummer 03581-671597 wenden oder ihr eine

E-Mail schicken: m.neumann@goerlitz.de

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