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Bürgerschaftliches Engagement im Kulturbereich

Bürgerschaftliches Engagement im Kulturbereich


Leitlinie:

Bürgerschaftliches Engagement bringt die Kompetenz und Kreativität der Bevölkerung in das kulturelle Angebot der Stadt ein. Es ist gleichermaßen geprägt von Eigenständigkeit wie von Wechselwirkungen und Interaktionen mit institutionellen und professionellen Kulturangeboten. Bürgerschaftliches Engagement im Kulturbereich ist ein wesentliches Element der soziokulturellen Selbstbestimmung und Ausdruck des stadtgesellschaftlichen Selbstverständnisses. Es gewährleistet innovative Impulse ebenso wie die aktuelle Anbindung kultureller Angebote an reale gesellschaftliche Entwicklungen.

 

Ausgangssituation:

Bürgerschaftliches Engagement im Kulturbereich der Stadt Görlitz organisiert sich in erster Linie in einer vielfältigen Vereinslandschaft, aber nicht nur. Immer wieder finden sich auch Initiativen von Einzelpersonen und Personengruppen, die aus spontaner Motivation oder aufgrund aktueller Anlässe Veranstaltungsangebote kreieren, die sich dann hin und wieder auch verstetigen. Zu erwähnen sind auch eigenwirtschaftlich getragene Kulturangebote die bspw. von der Gastronomie- und Tourismusbranche platziert werden. Sie agieren nicht kommerziell im Sinne professioneller Veranstaltungsagenturen, sondern nutzen die Kulturangebote zur allgemeinen Steigerung der Attraktivität ihrer regulären Angebote bzw. des städtischen Flairs, welches für die Einwohner wie die Besucher der Stadt zum Erlebnis wird und zum wiederholten Besuch einlädt. Ein Beispiel hierfür ist bspw. das Görlitzer Kneipenfestival.
Die Vereinslandschaft im Kulturbereich strukturiert sich in Görlitz im Wesentlichen kaum anders als in anderen Städten. Es gibt Vereine, in welchen sich die Mitglieder primär dem gemeinsamen Interesse widmen und nicht oder eher selten an die Öffentlichkeit treten. Es gibt Vereine, deren wesentliches Ziel die Organisation kultureller Veranstaltungen sowie die Unterstützung kultureller Veranstaltungen im Laien- wie im professionellen Bereich ist. Und es gibt Vereine, überwiegend jüngeren Gründungsdatums, die sich mit engagierten Veranstaltungsangeboten und Interventionen in aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen einbringen bzw. diese begleiten.
Zwei Aspekte bewirken aktuell eine tendenzielle Schwächung der Görlitzer Vereinslandschaft. Zum einen bildet sich das hohe Durchschnittsalter der Stadtbevölkerung natürlich auch in vielen Vereinen ab. Die Möglichkeiten zur Durchführung von Vereinsaktivitäten sind dadurch in unterschiedlicher Weise eingeschränkt. Insbesondere jugendlicher Nachwuchs sucht sich eher eigene und neuere Strukturen, als sich in Traditionsvereinen zu betätigen. Zum anderen sind zahlreiche Vereine in der Entwicklung der zurückliegenden Jahrzehnte immer selbstverständlicher davon ausgegangen, dass sie dauerhaft auf aktive Mitarbeiter zugreifen können, welche durch Maßnahmen des Jobcenters gefördert werden. Da diese Maßnahmen aufgrund einer veränderten Beschaffenheit des Arbeitsmarktes und einer geänderten Ausrichtung der Arbeitsmarktpolitik nicht mehr so zahlreich wie früher zur Verfügung stehen, müssen sich manche Vereine organisatorisch neu aufstellen, was – auch vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung – teilweise schwerfällt.
Das bürgerschaftliche Engagement im Kulturbereich kommt weitgehend ohne direkte Unterstützung der Stadt aus. Regelmäßig werden jedoch Einzelveranstaltungen aus der Kulturförderung unterstützt, die Veranstalter werden beraten oder bei der Akquisition von Drittmitteln begleitet. Als infrastruktureller Bedarf wird von Zeit zu Zeit die Bereitstellung von Räumlichkeiten benannt, die vor allem für Büroarbeit, Vereins- und Vorstandstreffen benötigt werden.

 

Zielvorstellung 2030:

Das bürgerschaftliche Engagement im Kulturbereich hat an Breite und Vielfalt gewonnen. Neben eine konsolidierte Vereinslandschaft, welche die richtigen Antworten auf den demografischen Wandel gefunden hat, sind zunehmend spontan generierte Kulturangebote getreten, für die natürliche Personen in wechselnden Formationen die Verantwortung übernehmen. Zu nennen sind hier insbesondere zahlreiche Straßen- und Stadtteilfeste. Ein wichtiger Grund hierfür ist eine größere Initiativkraft der Bevölkerung, die durch die kontinuierliche Arbeit im Rahmen der Bürgerbeteiligung in den Beteiligungsräumen erreicht werden konnte. Die Förderung der Engagementkultur hat sich als kommunalpolitisches Thema etabliert, welches über den kulturellen Aspekt hinaus als ein wesentliches Element einer aktiven Demokratie verstanden wird.
Durch regelmäßige qualitative Interviews mit in Görlitz aktiven Kulturvereinen, konnte die Stadtverwaltung die Rahmenbedingungen für die Unterstützung bürgerschaftlichen Engagements optimieren und die Förderrichtlinien entsprechend anpassen. In zentraler Lage wurde ein Vereinshaus für Versammlungen und Verwaltungstätigkeiten bereitgestellt, das von interessierten Vereinen und spontan formierten Personengruppen dauerhaft bzw. punktuell genutzt werden kann.
Die professionell agierenden Kultureinrichtungen in der Stadt haben kontinuierlich auf diese Entwicklung reagiert und das bürgerschaftliche Engagement im Kulturbereich gleichermaßen unterstützt wie in die eigene Arbeit eingebunden.


Handlungsempfehlungen:

  • Im Rahmen der Bürgerbeteiligung wirkt die Stadt aktiv auf die Entwicklung eines bürgerschaftlich initiierten und getragenen Veranstaltungslebens hin, welches die Beteiligungsräume als gemeinsame Lebensräume bewusst und erlebbar werden lässt.
  • Die Kulturverwaltung führt jährlich mindestens vier qualitative Interviews mit Vereinen durch, die im Kulturbereich tätig sind und berichtet dem zuständigen Ausschuss über die daraus abgeleiteten oder abzuleitenden Maßnahmen.
  • Die Stadtverwaltung prüft den verschiedentlich geäußerten Bedarf nach räumlicher Infrastruktur für das Vereinsleben und bereitet eine entsprechende Entscheidungsvorlage für den Stadtrat vor.
  • Die Kulturförderrichtlinie und korrespondierend der Handlungsrahmen für die Bürgerbeteiligung werden laufend dem sachlichen und wirtschaftlichen Bedarf der Förderung angepasst. Die Verwaltung berichtet dem zuständigen Ausschuss diesbezüglich im Kontext der Haushaltsverhandlungen.
  • Die professionell agierenden Kultureinrichtungen in vollständiger oder anteiliger kommunaler Trägerschaft berichten jährlich über den Stand sowie Ihre Erfahrungen ihrer Interaktionen mit den von bürgerschaftlichem Engagement getragenen Initiativen in der Kulturarbeit.

 

Quelle Theater
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