Das kulturelle Erbe der Stadt ist unverzichtbar, um die Vergangenheit fundiert und kritisch reflektieren zu können und daraus Perspektiven und Handlungsoptionen für die Zukunft zu entwickeln. Das kulturelle Erbe ist das Fundament einer lebendigen Demokratie.
Die Beschäftigung mit der Stadt-, Regional- und Kulturgeschichte wird in Görlitz in großer Bandbreite betrieben. Das Spektrum reicht dabei von städtischen Einrichtungen (z.B. Ratsarchiv, Görlitzer Sammlungen für Geschichte und Kultur, Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften) über die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften als einer der ältesten deutschen Wissenschaftsgesellschaften, Geschichtsvereine (z.B. Zirkel Görlitzer Heimaltforscher e.V.) bis hin zu privaten Initiativen. Hinzu kommen mit dem Schlesischen Museum sowie dem Senckenbergmuseum für Naturkunde zwei Museen von nationaler und internationaler wissenschaftlicher Bedeutung, welche die Betrachtung des regionalen kulturellen Erbes in einen größeren historischen und politischen Kontext stellen und mit verschiedenen Wissenschaftsebenen vernetzen. Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang insbesondere die Bemühungen des Senckenbergmuseums, im Allgemeinen, aber auch in regionalen Bezügen die Wechselwirkungen von Natur- und Kulturgeschichte darzustellen.
Auf diese Weise sind die Möglichkeiten der Erforschung und Präsentation des kulturellen Erbes in Görlitz bereits auf einem hohen Stand entwickelt und verfügen über eine sehr gute Infrastruktur. Die Sanierung des Barockhauses und vor allem des Kaisertrutzes mit der Neueinrichtung der Dauerausstellung und den neuen Möglichkeiten für Sonderausstellungen, haben zu einer wesentlich gesteigerten Wahrnehmung der Angebote und im Jahr 2017 zu einem Besucherrekord der Görlitzer Sammlungen geführt. Der Neubau des Senckenbergmuseums mit der Zusammenführung seiner Forschungsstandorte an der Bahnhofsstraße wird in den nächsten Jahren weitere qualitative Impulse ermöglichen. Beim Schlesischen Museum zeichnet sich ebenfalls ein – finanziell noch nicht gesicherter – Unterhaltungs- und Erweiterungsbedarf ab, welcher in den nächsten Jahren von den Stiftern (Bund, Land und Stadt) angegangen werden muss.
Neue Herausforderungen für die Aufarbeitung und Vermittlung des kulturellen Erbes stellen sich der Stadt durch das Projekt Kulturerbezentrum „Jakob Böhme“ (s. gesondertes Konzept) und das Vorhaben der Görlitzer Kulturerbewerkstatt (s. gesondertes Konzept).
Das Kulturforum Görlitzer Synagoge steht der Stadt nach der abschließenden Sanierung 2019 als besonderer Veranstaltungs- und Erinnerungsort zur Verfügung.
Die Potentiale zur Erforschung, Präsentation und Kommunikation des kulturellen Erbes der Stadt Görlitz wurden konsolidiert und weiterentwickelt. Das Kulturerbezentrum „Jakob Böhme“ wurde in der Dreifaltigkeitskirche eröffnet und bietet den Besuchern eine Dauerausstellung zu Leben und Werk Jakob Böhmes sowie eine Ausstellung zum materiellen, architektonischen Erbe der Stadt. Ein Bereich für Wechselausstellungen bietet die Möglichkeit, temporär einzelne Aspekte des materiellen wie geistigen Erbes zu vertiefen. Gemeinsam mit bürgerschaftlichen Initiativen und in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Reformationsgeschichte und Mittelalter an der Eberhard Karls Universität Tübingen, richtet die Stadt alle zwei Jahre eine Tagung zur Rezeption Jakob Böhmes aus und verfolgt damit langfristig das Ziel, weltweit als Fokus der Böhme-Rezeption wahrgenommen zu werden.
Das Kulturerbezentrum wurde mit der Kulturerbewerkstatt unter dem Dach des „Europäischen Kulturerbezentrum Görlitz“ zusammengeführt, welches sich zunehmend auch der Vermittlung des Welterbepotentials der Stadt annimmt. Die Welterbebewerbung selbst hat mit einem wissenschaftlich anerkannten Themenschwerpunkt einen Platz auf der nationalen Tentativliste und internationale Beachtung gefunden. Das Thema wird mit Projekten, Tagungen und einer gezielten Öffentlichkeitsarbeit nennenswert vorangetrieben.
Die Görlitzer Sammlungen haben u.a. durch verstärkte und zeitgemäße Nutzung digitaler Instrumente ihre Reichweite und Besucherzahlen verdoppeln können. Die Vernetzung mit privaten und Vereinsinitiativen trägt wesentlich dazu bei, das partizipative Element in der Ausstellungskonzeption zu verstetigen.
Die OLB hat ihren Bestand durch die Aufnahme zusätzlicher Bibliotheksbestände qualitativ steigern können und gilt unumstritten als führende Fachbibliothek auf ihrem Gebiet. Das Gebäude Handwerk 3 konnte als zusätzliche Raumressource für die gewachsenen Medienbestände erschlossen werden.
Die Digitalisierung der Bestände des Ratsarchivs ist weitgehend abgeschlossen worden. Bereits zum 950jährigen Stadtjubiläum ist eine Monographie über das Görlitzer Ratsarchiv als eines der bedeutendsten deutschen Stadtarchive erschienen.