Die Künste sind ein wichtiges Medium, durch das sich Gesellschaften selbst zum Ausdruck bringen, reflektieren und repräsentieren. Sie ermöglichen dem Rezipienten einen spontanen und experimentellen Umgang mit gesellschaftlichen Entwicklungen und der eigenen Gefühls- und Gedankenwelt. Sie laden ein, Deutungsoptionen zu entwickeln und fördern damit Offenheit für unterschiedliche Sichtweisen und neue Handlungsoptionen und tragen auf diese Weise zur Zukunftskompetenz einer Gesellschaft bei.
Musik
Ausgangssituation:
Das musikalische Leben in der Stadt Görlitz ist traditionsreich und vielfältig. Kernstück ist das Gerhart Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau (GHT) mit der Neuen Lausitzer Philharmonie, die mit über hundert Veranstaltungen in den Sparten Musiktheater (einschließlich Tanztheater) und Konzert ganzjährig eine hervorragende Grundversorgung gewährleisten. Zu bemerken ist allerdings, dass für die philharmonischen Konzerte seit der Schließung der Stadthalle, kein befriedigender Aufführungsort zur Verfügung steht.
Ergänzt wird das professionelle Programm durch eine große Anzahl und Vielfalt von durch Vereine getragenen Musikveranstaltungen. Als wichtigste Akteure sind hier der Theater- und Musikverein, der Kulturzuschlag e.V. als Träger des überregional ausstrahlenden Jazzfestes, der Meetingpoint Music Messiaen e.V. mit seinem Schwerpunkt auf neuerer und zeitgenössischer Musik sowie der Verein PhilMehr zu nennen. Ergänzt werden diese Angebote immer stärker durch musikalische Veranstaltungen, die aus dem soziokulturellen Bereich heraus organisiert werden (Basta, Kühlhaus, Second Attempt u.a.). Ab 2019/2020 wird das neu entstehende Soziokulturelle Zentrum im Werk I für solche Angebote – insbesondere auch lokaler und regionaler Musikgruppen und Bands - eine zusätzliche Infrastruktur bereithalten, die sowohl für Proben- als auch für Konzertaktivitäten geeignet ist. Der überwiegende Teil der genannten Vereine und Initiativen erhält bislang keine bzw. nur eine geringfügige finanzielle Unterstützung der Stadt. Die nach der Kulturförderrichtlinie frei zu vergebenden Mittel werden überwiegend zur Unterstützung einzelner Projekte und Veranstaltungen mit besonderem Förderbedarf eingesetzt.
Zahlreiche musikalische Aufführungen werden in unterschiedlichen kammermusikalischen und symphonischen Formationen durch die Musikschule sowie die musikalisch aktiven Gruppen Görlitzer Schulen (bspw. den Kammerchor des Annen-Augustum-Gymnasiums) beigetragen. Das laienmusikalische Engagement findet sich darüber hinaus auch in verschiedenen Chören (bspw. dem Akademischen Chor Zittau-Görlitz, dem Lehrer- oder dem Bäcker- und Fleischerchor), im symphonischen Bereich (bspw. Niederschlesisches Kammerorchester) sowie natürlich in der Görlitzer Kirchenmusik, deren Angebot vom kammermusikalischen Beitrag bis zum großen Oratorium und der Aufführung konzertanter Messen reicht. Mit der Sonnenorgel in der Peterskirche und der Sauer-Orgel in der Stadthalle verfügt die Stadt über zwei außergewöhnliche Instrumente von internationalem Rang, die das Potential haben, das Görlitzer Musikleben zukünftig noch stärker überregional ausstrahlen zu lassen.
2017 hat der Stadtrat die Unterstützung der EuropaChorAkademie (ECA) durch die Bereitstellung von Räumlichkeiten beschlossen. Die ECA setzt in Görlitz die Arbeit einer gleichnamigen Vorgängereinrichtung mit Sitz in Bremen fort und widmet sich auf höchstem internationalen Niveau der Pflege von Chormusik in Ausbildung und konzertanter Praxis. Die ECA pflegt eine regelmäßige Zusammenarbeit mit Konzertstätten und Orchestern in Hamburg und ist mit international renommierten Solisten und Dirigenten vernetzt. Das Projekt befindet sich in einer zweijährigen Pilotphase auf der Basis einer Bundesfinanzierung und hat bei positiver Evaluierung für weitere Jahre eine Bundesfinanzierung in Aussicht gestellt bekommen, für welche allerdings eine regelmäßige Beteiligung des Freistaates Sachsen erwartet wird.
Der geförderte bzw. durch ehrenamtliches Engagement getragene Musiksektor wird durch kommerzielle Angebote ergänzt. Wichtigster Veranstalter ist hier die Landskron Kulturbrauerei, die mit ihrer Indoor-Kapazität von ca. 500 Personen seit 2006 einen Teil der Veranstaltungen übernommen hat, welche vordem in der Stadthalle präsentiert wurden. Mit ihren Open-Airs hat sich die Kulturbrauerei als wichtigster regionaler Konzertveranstalter im kommerziellen Segment etabliert.
Zielvorstellung 2030:
Das GHT konnte insbesondere durch ein nachhaltiges finanzielles Engagement des Freistaates wirtschaftlich konsolidiert werden. Durch die Mitgliedschaft der Stadt Görlitz im Zweckverband Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien konnten die Förderentscheidungen desselben für das GHT stabilisiert werden.
Die Brandschutz- und Sanierungsarbeiten im Theater konnten abgeschlossen werden und auch die Stadthalle steht wieder als Aufführungsort für die Neue Lausitzer Philharmonie zur Verfügung.
Seit Wiedereröffnung der Stadthalle hat sich ein Verein dem Projekt „Görlitzer Orgelsommer“ gewidmet und steht mit dem mdr in Verhandlung, die mit herausragenden Solisten besetzte Veranstaltung regelmäßig im Radioprogramm zu berücksichtigen.
Für die Unterrichtung der gestiegenen Zahl von Musikschülern, konnten der Musikschule zusätzliche Raumressourcen zur Verfügung gestellt werden. Mit dem Landkreis hat sich die Stadt geeinigt, die Görlitzer Musikschule dauerhaft mit angemessener Förderung durch den Landkreis als eigenständige Einrichtung neben der des Dreiländerecks zu führen.
Im Vergleich zum Jahr 2018 ist neben das institutionelle Musikangebot eine wesentlich gestärkte freie Musikszene getreten, die sich aus dem soziokulturellen Bereich entwickelt hat. Diese hat die Attraktivität der Stadt für Jugendliche und junge Familien gesteigert.
Das europäische Zentrum für Erinnerung, Bildung, Kultur – Meetingpoint Music Messiaen und das Kulturforum Görlitzer Synagoge haben ein eigenständiges, grenzüberschreitendes Profil für ein Veranstaltungsprogramm entwickelt, welches sich der Geschichte, Gegenwart und Zukunft der deutsch-polnischen Grenzregion im Kontext Europas auch musikalisch widmet. Wichtiger und regelmäßiger Partner hierfür ist die ECA geworden, die sich inzwischen fest in Görlitz etabliert hat, und sich national und international als „Residenzchor Görlitzer Synagoge“ definiert.
Die ECA ist auch ein wesentlicher Initiator des wiederbelebten Schlesischen Musikfestes geworden. Die guten Kontakte zu international renommierten Klangkörpern, Dirigenten und Musikern haben es möglich gemacht, das Festival mittel- und langfristig zu planen, sodass durch eine frühzeitige Vermarktung ein großer überregionaler Interessentenkreis angesprochen werden konnte.
Handlungsempfehlungen:
Erneute Beantragung der Mitgliedschaft im Kulturkonvent des Kulturraumes Oberlausitz-Niederschlesien.
Verhandlungen mit dem Landkreis Görlitz über die Übernahme von Gesellschafteranteilen an der Gerhart Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau GmbH von der Stadt Görlitz.
Fortführung der Planungen für die Sanierung des Theaters und Sicherung der Finanzierung gemeinsam mit dem Landkreis (Akquisition der Fördermittel, Sicherung der Eigenmittel)
Akquisition von Förder- und Bereitstellung der notwendigen Eigenmittel für die Sanierung und Wiedereröffnung der Stadthalle
Erschließung zusätzlicher Raumressourcen für die Musikschule.
Entfristung der Vereinbarung mit dem Landkreis über den finanziellen Zuschuss zum Betrieb der Musikschule.
Verstärkte Unterstützung/Förderung der freien Jugendmusikszene durch Etablierung des Zentrums für Jugend und Soziokultur sowie Berücksichtigung des Zentrums im Rahmen der Projektförderung
Die Görlitzer Kulturservicegesellschaft mbH (GKSG) entwickelt gemeinsam mit dem Meetingpoint Music Messiaen e.V. (MMM e.V.) und weiteren Partnern ein spezifisches musikalisches Programm für das Kulturforum Görlitzer Synagoge
Vereinbarung mit der ECA über die Nutzung des Kulturforum Görlitzer Synagoge sowie regelmäßige musikalische Beiträge zum Görlitzer Musikleben.
Darstellende Kunst
Ausgangssituation:
Zentrum der darstellenden Kunst in der Stadt Görlitz ist das Gerhart Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau. Die Fusion mit dem Zittauer Schauspiel im Jahr 2012 hat sich bewährt. Das Vierspartenangebot – neben Konzert (s.o.) Musiktheater, Schauspiel und Tanz – wird effizient und in hoher Qualität und Vielfalt angeboten. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation als Folge stagnierender, resp. rückläufiger Kulturraumförderung und mangelnder Leistungsfähigkeit der Gesellschafter, ist kontinuierlich eine positive Besucher- und Einnahmeentwicklung zu verzeichnen. Die seit den 90er Jahren erfolgten Konsolidierungsmaßnahmen, insbesondere der erhebliche Personalabbau, gefährden die Leistungsfähigkeit der Gesellschaft inzwischen allerdings erheblich. Eine Entspannung der Haustarifvertragssituation und Stabilisierung der personellen Ressourcen ist zwingend erforderlich.
Sowohl der Stadtrat als auch der Kreistag des Landkreises Görlitz haben gleichgerichtete Beschlüsse gefasst, welche die Absicht zur Bildung eines Kulturraumtheaters mit dem Deutsch-Sorbischen Volkstheater dokumentieren. Der Kreistag Bautzen hat sich einer solchen Beschlusslage bislang nicht angeschlossen. Die mittel- und langfristigen Planungen des GHT gehen aktuell nicht von der Bildung eines solchen Kulturraumtheaters aus.
Neben dem dominierenden Angebot des GHT finden in Görlitz unregelmäßig eigenwirtschaftliche Theateraufführungen statt. Aufführungsorte und Veranstalter sind hierfür bspw. die Landskron Kulturbrauerei oder das Vino e Cultura am Untermarkt. Hierbei handelt es sich in der Regel um konzertante Angebote, um Aufführungen aktueller Unterhaltungsproduktionen im Komödien- bzw. Satirebereich oder Angebote von Puppentheater, welches nicht selbst durch das GHT produziert wird.
Regelmäßig finden auch Theateraktivitäten im Laienspielbereich statt. Hier ist insbesondere das Theaterspiel im Rahmen von Schülerproduktionen genannt. Insbesondere das Annen-Augustum-Gymnasium pflegt diese Tradition im Sprech- und Musiktheaterbereich. Die Stadt Görlitz fördert solche Aktivitäten unregelmäßig im Rahmen der freien Kulturförderung.
Zielvorstellung 2030
[Das GHT konnte insbesondere durch ein nachhaltiges finanzielles Engagement des Freistaates wirtschaftlich konsolidiert werden. Durch die Mitgliedschaft der Stadt Görlitz im Zweckverband Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien konnten die Förderentscheidungen desselben für das GHT stabilisiert werden. Die lange Phase des Gehaltsverzichts konnte mit einer Rückkehr zum Flächentarif beendet werden.
Die Brandschutz- und Sanierungsarbeiten konnten abgeschlossen werden.]
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen haben Stadt und Landkreis Görlitz Ihre Beschlusslagen zur Bildung eines Kulturraumtheaters aufgehoben. Die Größenordnung und positive Entwicklung des Publikumszuspruchs bieten hierfür die entscheidende Begründung. Die ursächlich wirtschaftlichen Fusionsüberlegungen wären mit einem Angebotsverlust für die Bevölkerung verbunden, der politisch nicht gewollt ist.
Eigenwirtschaftliche Produktionen im Bereich der darstellenden Kunst sind durch die wiedergewonnene Verfügbarkeit der Stadthalle häufiger geworden. Insbesondere Tourneeproduktionen im Tanz- und Showbereich haben Görlitz wieder als regelmäßigen Gastspielort in ihre Planungen aufgenommen.
Das Laienschauspiel hat sich generationsübergreifend weiterentwickelt. Durch entsprechende Initiative und Angebote des Zentrums für Jugend und Soziokultur hat sich eine bürgerschaftliche Initiativgruppe gebildet, die regelmäßig neue Theaterproduktionen unternimmt. Die verschiedenen Generationen können ihre unterschiedlichen Erfahrungen und Kenntnisse einbringen. Zunehmend ist es auch gelungen, Menschen aus der Stadt Zgorzelec in diese Aktivitäten einzubeziehen. Das GHT unterstützt diese Initiative nach Bedarf und Möglichkeit mit fachlichem Rat und technischer Hilfe.
Handlungsempfehlungen:
[Erneute Beantragung der Mitgliedschaft im Kulturkonvent des Kulturraumes Oberlausitz-Niederschlesien.
Verhandlungen mit dem Landkreis Görlitz über die Übernahme von Gesellschafteranteilen an der Gerhart Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau GmbH von der Stadt Görlitz.
Fortführung der Planungen für die Sanierung des Theaters und Sicherung der Finanzierung gemeinsam mit dem Landkreis (Akquisition der Fördermittel, Sicherung der Eigenmittel)]
Gespräche und Einigung mit dem Landkreis sowie ggf. im Kontext des Kulturraumes, die gegenwärtige Struktur der Theater dauerhaft weiterzuführen
Bei zeitlicher Absehbarkeit einer Wiedereröffnung der Stadthalle frühzeitige Kontaktaufnahme mit potentiellen Anbietern von Tourneeproduktionen im Bereich der darstellenden Kunst.
Aufgabenstellung an das GHT sowie das neue Zentrum für Jugend und Soziokultur, sich verstärkt in den Aufbau bzw. die Weiterentwicklung des Laienschauspiels in der Europastadt Görlitz/Zgorzelec einzubringen.
Bildende Kunst
Ausgangssituation:
Die Görlitzer Sammlungen verfügen über eine vielfältige Sammlung mit Werken der Bildenden Kunst, die geeignet ist, insbesondere die Stilepochen des 19. und 20. Jahrhunderts im Spiegel des regionalen Kunstschaffens darzustellen. Ungeachtet dessen spiegeln der Umfang und die Bedeutung der Bestände keineswegs den Wohlstand der Stadt bis zum Beginn des 2. Weltkrieges wider und erreichen bspw. nicht den Anspruch bürgerlicher Repräsentation, wie er in der Architektur der Stadt vorzufinden ist. Die wirtschaftliche und politische Situation seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges bot kaum die Möglichkeit, die Görlitzer Sammlungen im Bereich der Bildenden Kunst überregional zu profilieren. Gleichwohl gelang es auch in dieser Zeit, interessante Exponate aufzunehmen und die Sammlungstradition fortzuführen. Seit Eröffnung der Galerie der Moderne als Dauerausstellung der Bildenden Kunst im sanierten Kaisertrutz, kann die Präsentation der Bestände erstmals an das Niveau anknüpfen, welches mit dem Kaiser-Friedrich-Museum in der Oberlausitzer Gedenkhalle bis zum Ende des Zwiten Weltkrieges von der Stadt gewollt war.
Der Weiterentwicklung der Möglichkeiten für die regionale Bevölkerung wie für Touristen, bildender Kunst in der Stadt Görlitz zu begegnen, sollte vor diesem Hintergrund ein besonderes Augenmerk der städtischen Kulturpolitik gelten. Der Stadtrat hat diesbezüglich bereits mit dem Beschluss zur Durchführung einer Ausstellung mit Kunst im öffentlichen Raum in den Jahren 2016/17 („Görlitzer ART“) sowie den Ankauf eines der ausgestellten Werke auf der Basis eines Bürgervotums Rechnung getragen. Die überwiegend positive Resonanz auf das Projekt legt eine ggf. regelmäßige Wiederholung einer gleichartigen Veranstaltung nahe.
Neben den Görlitzer Sammlungen mit ihrer Dauer- und ihren Wechselausstellungen, ist als einzige kontinuierlich aktive Galerie für zeitgenössische Kunst der von der GKSG betriebene Ausstellungsraum in der Brüderstraße (vormals Galerie Klinger) zu verzeichnen. Daneben gibt es jedoch weitere Ausstellungstätigkeiten und Kunstprojekte, die bspw. durch den Landkreis, den Oberlausitzer Kunstverein oder private Initiativen (z.B. „Zukunftsvisionen“) – teilweise mit finanzieller Unterstützung der Stadt Görlitz - organisiert werden. Sekundär sind auch Ausstellungen in Verwaltungsgebäuden, Banken, dem Görlitzer Klinikum usw. zu nennen, die überwiegend Amateurkünstlern eine Möglichkeit zur Präsentation ihres Schaffens geben.
Eine kleine lokale und regionale Künstlerszene vom Amateur- bis zum akademisch qualifizierten Bereich ist vorhanden. Dabei ist davon auszugehen, dass die Künstler ihren regelmäßigen Aufenthalt in Stadt und Region in der Mehrzahl aus individuellen und persönlichen Motivationen wählen, da eine wirtschaftlich interessante Galerienszene ebenso wenig vorhanden ist wie eine größere Ausbildungsinstitution (Kunstakademie o.ä.). Vielmehr sind es teilweise die Künstler selbst, die begrenzte Angebote im Sinne einer künstlerischen Schulung anbieten.
Zielvorstellung 2030:
Die Görlitzer Sammlungen können nach über zehn Jahren der Einrichtung der Galerie der Moderne einen deutlich gesteigerten Bekanntheitsgrad als Ort der Bildenden Kunst verzeichnen. Durch regelmäßige Wechselausstellungen ist es gelungen, einen neuen Kreis bürgerlicher Kunstliebhaber zu gewinnen, welche die Sammlungen – begleitet durch die regionale Wirtschaft und Exponat bezogener öffentlicher Förderung – dabei unterstützt, durch gezielte Ankäufe von Werken zeitgenössischer Künstler, den Sammlungsbestand kontinuierlich zu erweitern. Die Neuerwerbungen werden in einem eigenen Format regelmäßig präsentiert und bilden Anlass für öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen.
Das Kunstprojekt „Görlitzer Art“ findet inzwischen alle fünf Jahre statt. 2020/21 kam es zur zweiten Auflage, 2025/26 stand das Format im Zeichen eines Partnerprojektes zweier europäischer Zwillings-Grenz-Städte (Görlitz/Zgorzelec und Gorica/Nova Gorica), eine aus der Zittauer Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas gewonnene Anregung, die zum ersten Mal auch die Stadt Zgorzelec in das Projekt eingebunden hat. Für 2030/31 befindet sich die vierte Auflage in Vorbereitung.
Die von der GKSG im Zusammenhang mit der ersten Auflage von „Görlitzer ART“ aufgebaute Zusammenarbeit mit den Kunstakademien Breslau und Dresden konnte gemeinsam mit den Görlitzer Sammlungen auf ein neues Niveau gehoben werden. Jährlich finden sowohl in der Galerie Brüderstraße, im Wechselausstellungsbereich des Kaisertrutzes als auch im Dom Kultury Ausstellungen der Bildenden Kunst statt, welche die Europastadt als Mittler zwischen den großen Akademiestädten erlebbar werden lassen.
Weitere freie Kunstprojekte haben vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen einen größeren Wirkungskreis gewonnen und fordern auch von der Stadt eine entsprechende Beachtung ein. Zwei Kristallisationspunkte dieser Entwicklung sind das Zentrum für Jugend und Soziokultur sowie das Kühlhaus in Weinhübel geworden, wovon sich letzteres inzwischen erfolgreich als Ort der professionellen Kultur- und Kreativwirtschaft etabliert hat.
Die Musikschule hat eine mehrjährige Pilotphase durchlaufen, in welcher erfolgreich die Erweiterung des Profils zur Musik- und Kunstschule erprobt worden ist. Die reguläre Etablierung soll nun nachfrageorientiert und unter Einbeziehung regionaler Künstler in einem längerfristigen Prozess erfolgen, der gezielt auch auf Publikum aus Zgorzelec reflektiert, wo die Musikschule traditionell über gute Kontakte verfügt.
Handlungsempfehlungen:
Nach der Errichtung der Galerie der Moderne innerhalb der Städtischen Sammlungen, soll der Bestand im Rahmen einer abgestimmten Sammlungskonzeption weiterentwickelt und auf die zeitgenössische Kunst (2. Hälfte des 20. und und das 21. Jh.) erweitert werden. Hierzu initiieren die Görlitzer Sammlungen eine durch die regionale Wirtschaft unterstützte und langfristig angelegte Öffentlichkeitsarbeit, welche das Interesse der Görlitzer Bevölkerung zu einem Miteinander im Aufbau einer Sammlung Bildender Kunst weckt.
Die GKSG und die Görlitzer Sammlungen verhandeln mit den Kunstakademien in Breslau und Dresden über eine dauerhafte Zusammenarbeit und entwickeln diese – unter Einbeziehung des Dom Kultury - zu einem regelmäßigen Angebot der Bildenden Kunst in der Europastadt Görlitz/Zgorzelec.
Der Stadtrat fasst den Grundsatzbeschluss, das Ausstellungsprojekt „Görlitzer ART“ alle fünf Jahre durchzuführen und stellt hierfür städtische Mittel in Höhe von einem Drittel der Gesamtkosten in Aussicht (Basis: Gesamtkosten der ersten Auflage von „Görlitzer ART“).
In Gesprächen mit der Musikschule, wird die Möglichkeit eines strategischen Ausbaus derselben zur Musik- und Kunstschule sondiert.
Die Kulturverwaltung erarbeitet Maßnahmen zur intensiveren Einbindung regionaler Künstler in das öffentliche kulturelle Leben der Stadt. Hierzu gehört die strategische Zusammenarbeit mit Partnern vor Ort ebenso wie Überlegungen zu einem Artist-in-Residence-Programm (Stadtschreiber, -maler etc.).
Die Kulturverwaltung erarbeitet gemeinsam mit der Europastadt Görlitz Zgorzelec GmbH (EGZ) ein touristisch attraktives Informationsmedium, durch welches Kunstwerke im öffentlichen Raum der Stadt Görlitz erschlossen werden.
Literatur
Ausgangssituation:
Die Literaturvermittlung in der Stadt Görlitz findet überwiegend in traditionellen Formaten (Lesungen, Autorenlesungen) statt. Aktuelle Veranstaltungsformen wie der Poetry Slam verschaffen sich jedoch zunehmend Raum. Als Veranstalter treten unterschiedliche Akteure auf: Bibliotheken, Buchhandlungen, Vereine aber auch individuell getragene Initiativen.
Hauptakteur der kontinuierlichen Literaturvermittlung ist die Stadtbibliothek, welche neben der Bereitstellung von Literatur und der Organisation von Autorenlesungen im Bereich der Förderung der Sprachkompetenz im Kindesalter (Lesepatenschaften) sowie der aktiven Literaturproduktion v.a. in Zusammenarbeit mit Schulen tätig ist.
Die Stadtbibliothek verfügt über ein zeitgemäßes Raumangebot und wird den an sie gestellten Erwartungen gerecht. Ungeachtet dessen stellen sich bereits heute Fragen nach einer in Zukunft mit großer Wahrscheinlichkeit veränderten Angebots- und Nachfragesituation im Medienbereich, welche die Stadtbibliothek vor personelle, technische und räumliche Herausforderungen stellen wird. Ein 2017 durchgeführtes Fachkolloquium zu diesen Fragen hat Anregungen gegeben, die im Hinblick auf ihre Umsetzungsmöglichkeiten weiterverfolgt werden müssen.
Ein neues Format stellt das 2014 erstmalig durchgeführte internationale Literaturfestival „Literaturtage an der Neiße“ dar, das im April 2018 zum dritten Mal stattfand. In Trägerschaft der GKSG findet die Veranstaltung in regelmäßiger Kooperation mit dem Schlesischen Museum, der Stadtbibliothek sowie dem Deutschen Kulturforum östliches Europa statt. Dem Format ist es bereits in seinen ersten Auflagen gelungen, gerade in diesem sprachsensiblen Kulturbereich erfolgreich deutsch-polnische Veranstaltungskonzepte zu realisieren. Die aktuelle Basisfinanzierung durch die Stadt Görlitz deckt 2018 etwa 40 % der Kosten der Literaturtage. Eine dauerhaft stabile Fördermittellage durch Dritte ist nicht zu erwarten.
Erst am Beginn einer möglichen Entwicklung steht das Literaturhaus Alte Synagoge. Hierbei handelt es sich um eine private Initiative, welche auf absehbare Zeit überwiegend auf Kooperationen, Förderung, Sponsoring und Spenden angewiesen sein wird, um kontinuierlich Angebote platzieren zu können.
Zielvorstellung 2030:
Orientiert am Leitgedanken einer „Soziothek“ hat sich die Stadtbibliothek von einem überwiegenden Ort der Dienstleistung zu einem Ort der Begegnung und der Kommunikation entwickelt. Neben die analogen Medien sind zunehmend digitale Angebote getreten, welche in der Stadtbibliothek zu besonderen Konditionen und in einem Umfeld der Begegnung und des Austauschs genutzt werden können. Die Stadtbibliothek stellt in ihren Räumlichkeiten die Nutzungsrechte für eine Vielzahl digitaler Angebote kostenfrei zur Verfügung. Dadurch hat sich die Aufenthaltszeit der Nutzer erheblich verlängert. Die Stadt hat darauf reagiert und durch einen Erweiterungsbau neue Aufenthaltsmöglichkeiten geschaffen, die bewusst auf die aktive Begegnung und den Austausch der Nutzer abzielen. Hierzu tragen geeignete Veranstaltungs- und Co-Working-Angebote ebenso bei wie die Einrichtung einer Cafeteria oder die Möglichkeit, (bei Bedarf angeleitete) digitale Verwaltungsgänge zu erledigen. Die neue Begegnungsqualität hat die Stadtbibliothek dazu genutzt, neue, analoge Formen des Literaturerlebens zu schaffen. So kann bspw. ein architektonisch geschickt in die Cafeteria integrierter „Readers Corner“ jederzeit von jedermann genutzt werden, um eigene oder Lieblingstexte vorzulesen.
Die Stadtbibliothek und das Zentrum für Jugend- und Soziokultur befinden sich in regelmäßiger Abstimmung und nutzen bei Bedarf die Räumlichkeiten der jeweils anderen Einrichtung für ihre Veranstaltungsangebote. Ein Durchstich von der Bautzener Straße zum Werk I-Gelände bietet hierfür hervorragende Bedingungen, indem sie den fußläufigen Verkehr aus der gründerzeitlichen Innenstadt direkt an der Stadtbibliothek vorbeiführt.
Die Angebote der Stadtbibliothek zur Sprach- und Leseförderung konnten verstetigt werden und haben Eingang in eine kommunale Initiative der kulturellen Bildung gefunden.
Im zweijährigen Rhythmus finden nach wie vor die Literaturtage an der Neiße statt. Sie finden inzwischen im deutsch-polnischen Kontext besondere Beachtung, weil sie sich auf zeitgenössische Autoren konzentriert haben, welche aus deutscher und polnischer Sicht gesellschaftliche Entwicklungen in den beiden Ländern bzw. das Verhältnis ihrer Länder zu Europa reflektieren. Die Literaturtage leisten damit auf kultureller/künstlerischer Ebene einen Beitrag zur binationalen und europäischen Verständigung. Der Freistaat Sachsen und die Woiwodschaft Niederschlesien unterstützen die Literaturtage an der Neiße daher regelmäßig mit einem Übersetzungsprogramm, mit dessen Hilfe für das Festival ausgesuchte Literatur ggf. erstmals in die deutsche oder polnische Sprache übertragen wird.
Handlungsempfehlungen:
- Initiierung eines Prozesses der Bürgerbeteiligung mit dem Ziel, die Vorstellungen der Bürgerschaft zur Weiterentwicklung der Bibliothek zur „Soziothek“ zu eruieren. Parallel hierzu Erarbeitung eines Fachplans zur Weiterentwicklung der Bibliothek in den Bereichen Personal, Raum, Ausstattung, Medien, Technik.
- Beauftragung einer Machbarkeitsstudie, um die Möglichkeiten einer Umsetzung der Ergebnisse der Bürgerbeteiligung und des Fachplanes zu prüfen.
- Sondierung von Möglichkeiten, Verwaltungsdienstleistungen digital und mit Beratungskompetenz in den Räumen der Stadtbibliothek anzubieten.
- Realisierung eines Fuß-Radweg-Durchstichs von der Bautzener Straße zum Werk I-Gelände.
- Festigung und Erweiterung des Partnernetzwerkes zur Durchführung der Literaturtage an der Neiße.
- Gespräche mit Freistaat und Woiwodschaft zur Förderung von Erstübersetzungen für die Literaturtage.
- Gespräche über Möglichkeiten zur Entwicklung des Literaturhauses Alte Synagoge und Prüfung von geeigneten Fördermöglichkeiten.
- Verweis auf 3.3: Artist-in-Residence, hier: Stadtschreiber.
Film und Foto
Ausgangssituation:
Görlitz ist seit Jahren ein herausragender Produktionsort für Filme von Weltrang. Bereits zu DEFA-Zeiten wurde das einzigartige architektonische Ensemble der Stadt wiederholt als Kulisse genutzt, seit der Jahrtausendwende entwickelte sich Görlitz durch vielfach mit Oscars ausgezeichnete Hollywood-Produktionen wie „In achtzig Tagen um die Welt“, „Der Vorleser“ oder „The Grand Budapest Hotel“ zu „Görliwood“. 2017 erhielt Görlitz den „European Film Location Award of the Decade“. Touristen können inzwischen eigene Touren zu den Originalspielorten dieser Filme buchen und die Stadt hat begonnen, die Optionen zu sondieren, das Thema Film intensiver und dauerhaft in der Stadt zu präsentieren. Hierbei wurde, auch von privaten Interessenträgern, u.a. die Etablierung eines Filmmuseums mit Elementen für Produktion und Unterhaltung erwogen. Keine der bisherigen Überlegungen ist jedoch zum gegenwärtigen Zeitpunkt umsetzungsreif.
Neben dem 2018 erheblich erweitert neu eröffneten Palast-Kino, welches kommerziell agiert und den Görlitzern die Möglichkeit bietet, alle wesentlichen Produktionen des aktuellen Filmmarktes zu sehen, sind es vor allem die zwei Programmkinos Klappe die Zweite und Camillo mit dem Kooperationspartner Filmclub von der Rolle ´ 94 e.V. sowie das Neiße Filmfestival, welche die Kunstform Film in Görlitz präsentieren. Während die Programmkinos in typischer Manier anspruchsvolle Filmkunst für eher kleine Interessentengruppen anbieten, geht der Filmclub, bspw. mit seinem sehr variabel einsetzbaren Pop-up-Kino gezielt auf Klientele auch an ungewöhnlichen Orten und im ländlichen Bereich zu.
Das grenzüberschreitend arbeitende Neiße Filmfestival hat sich andersherum aus dem ländlichen Bereich nach Görlitz entwickelt und erhält aufgrund seiner inzwischen erlangten überregionalen Bedeutung eine institutionelle Förderung durch den Freistaat Sachsen. Die Stadt Görlitz stiftet im Rahmen dieses Festivals, entsprechend ihrer eigenen Bedeutung als Filmstadt, einen Preis für das beste Szenenbild. Die Potentiale des Festivals in Görlitz sind noch bei weitem nicht ausgeschöpft.
Technikgeschichtlich verbunden mit dem Thema Film ist die Fotografie, die in Görlitz eine besondere Geschichte hat. Die „Gesellschaft für das Museum der Fotografie Görlitz e.V.“ hat sich der Erforschung und Präsentation dieser Tradition aber auch der Organisation von Fotoworkshops und -Ausstellungen angenommen. Sie ist mit ihrer Einrichtung im Haus der ehemaligen Firma „Ernst Herbst & Firl“ angesiedelt, welche – wie auch die bekannte Firma Meyer-Optik Görlitz - im 19. und 20. Jahrhundert in diesem Gebäude Kameras herstellte.
Zielvorstellung 2030:
Die Marke Görliwood konnte durch weitere in der Stadt gedrehte Filmproduktionen ausgebaut werden. In weiten Teilen der Stadt ist das Thema Filmstadt sichtbar. So wurden z.B. an den über die Stadt verteilten Originalschauplätzen Informationsmedien platziert, welche die Besucher über die entsprechenden Filme und die am jeweiligen Schauplatz gedrehten Szenen informieren. Der Besucher kann an den einzelnen Stationen auch prägnante Dialoge aus den Filmen oder prägende Filmmusiken abrufen. Auf diese Weise wird die Faszination der originalen Szenerie optimal genutzt. Ebenso werden originale Requisiten aus den Filmproduktionen nicht als Ausstellung arrangiert, sondern in geeigneter Weise in gastronomischen Lokalen, Geschäften oder anderen öffentlichen Orten präsentiert. In Cafes und Restaurants werden ständig „originale“ Getränke und Menü-Bestandteile aus einzelnen Filmen angeboten und über diese informiert. Während des Neißefilmfestivals werden ganze Film-Menüs veranstaltet. Filminhalte werden auf diese Weise live erlebbar. Die Görlitzer Fotogeschichte konnte gut in dieses Format einbezogen werden. Das Fotomuseum mit seinen Exponaten und Ausstellungen hat durch die Medienstationen an wichtigen Motivorten wie dem Aussichtspunkt auf das Neisse-Viadukt, Stadthallengarten oder Demianiplatz starken Zulauf erhalten.
Das Neißefilmfestival hat an internationaler Bedeutung zugenommen. Durch seine Fokussierung auf den deutschen, polnischen und tschechischen Film bzw. auf die Vermittlung west- und osteuropäischer Filmtraditionen und -tendenzen, wird es von Cineasten und der Medienwelt als Ergänzung zu den internationalen Filmfesten der Metropolen auf Augenhöhe betrachtet.
Filmgeschichte und -produktion sind generell als Thema in der Stadt gewachsen. Aus Schul-AGs und ersten Coworking-Projekten, haben sich einzelne spezialisierte Filmdienstleister im Bereich der Kreativwirtschaft entwickelt, die mit der durch die Stadt geschützten Marke „Görliwood-Network“ für sich werben dürfen. In den Görlitzer Kinos sind „Görliwood“-Produktionen regelmäßger Angebotsbestandteil, der den Kinobesuch für den cineastisch interessierten Touristen zum kulturellen Pflichtprogramm hat werden lassen.
Handlungsempfehlungen:
- Die EGZ organisiert und moderiert Workshops mit stakeholdern und interessierten Bürgern, um Grundlagen für ein Konzept zur dezentralen Präsentation des Themas Film an Originalschauplätzen in der Stadt zu schaffen und erste Vorstellung zur Umsetzung zusammenzutragen.
- Auf der Grundlage der Ergebnisse der Workshops schreibt die Stadt die Entwicklung und Umsetzung eines Präsentationskonzeptes aus und setzt dies in einem mittelfristigen Prozess um.
- Die EGZ sucht und hält Kontakt zu den entsprechenden Filmproduktionsteams und -firmen, um den Aufbau eines Fundus von Originalrequisiten zu gewährleisten.
- In Zusammenarbeit mit den Kinos der Stadt eruiert die EGZ die Rahmenbedingungen für den Rechteerwerb für die regelmäßige Präsentation von „Görliwood“-Filmen.
- Mit den Organisatoren des Neißefilmfestivals und in Abstimmung mit der Stadtverwaltung Zgorzelec untersucht die Kulturverwaltung die Entwicklungsmöglichkeiten für das Filmfest in der Europastadt und bemüht sich um die Realisierung derselben.
- Die Stadt passt das Preisgeld für das beste Szenenbild jeweils dem Preisniveau der anderen Hauptpreise an.
- Die Görlitzer Sammlungen prüfen in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für das Museum der Fotografie Görlitz die Möglichkeiten zur Weiterentwicklung der Präsentation des Themas Fotografie.
- Im Rahmen eines partizipativen Projektes rufen die Görlitzer Sammlungen die Stadtbevölkerung auf, in Görlitz entstandene Fotografien aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einzureichen, um diese als Reproduktionen oder Dauerleihgaben ständig für geeignete Präsentationen bereitstellen zu können.
- Bei der Einrichtung der dezentralen Motivplätze fungieren die Görlitzer Sammlungen in Zusammenarbeit mit dem Ratsarchiv als Kurator.
Neue Medien und Digitalisierung
Ausgangssituation:
Der Umgang mit neuen Medien und der fortschreitende Digitalisierungsprozess bestimmen die gesellschaftliche Entwicklung auch in der Stadt Görlitz tiefgreifend. Wirtschaft und Wissenschaft sind hierbei die treibenden Kräfte. Verwaltung und kommunale Politik haben darauf bestenfalls sekundär gestalterischen Einfluss und beschränken sich weitgehend auf die Unterstützung des Ausbaus der digitalen Infrastruktur und die Schaffung innovativer, urbaner Umgebungen. Einschränkend tritt für Städte wie Görlitz hinzu, dass sie keine Zuständigkeit für und so gut wie keinen Einfluss auf die Gestaltung von Bildungsinhalten haben.
Die Künste agieren auch in der zunehmend digital geprägten Gesellschaft primär analog. Gleichzeitig bildet die Digitalisierung immer stärker die Grundlage für die Weiterentwicklung oder gar die Etablierung neuer Kulturtechniken. Dieses Spannungsfeld wiederum ist Thema und Material der Künste, welche ihrerseits – reflektiert oder unreflektiert - digitale Instrumente und Verfahren nutzen und anwenden.
Natürlich ist die Digitalisierung auch in Görlitz ubiquitär. Bislang gibt es jedoch keine von der Stadt bestimmte Einrichtung, welche dem Bürger die Nutzung und die Reflektion digitaler Möglichkeiten als kulturelles, informatives und Bildungsangebot darbietet. Ein solches setzt voraus, dass unter Digitalisierung nicht nur eine ausreichende Versorgung mit Breitbandinfrastruktur sowie aktueller Hard- und Software verstanden wird. Die Befassung mit Digitalisierung als eine kulturelle Herausforderung muss vielmehr den tiefgreifenden Paradigmenwechsel in den Blick nehmen, der sich in allen Lebensbereichen durch die Digitalisierung vollzieht, in der Kommunikation, in der Arbeitswelt, im Spannungsverhältnis von Privatsphäre und Öffentlichkeit, durch globale Vernetzungen usf. Diese Prozesse prägen unsere Lebenswelt so weitreichend, dass sie Grundlagen unseres kulturellen Selbstverständnisses berühren und verändern.
Zielvorstellung 2030:
Der Regelschulbetrieb, die Hochschule Görlitz-Zittau, private Unternehmen und Initiativen sowie das Zentrum für Jugend- und Soziokultur haben unabhängig und in Wechselwirkung einen Rahmen für einen zeitgemäßen und innovativen Umgang mit den Möglichkeiten der Digitalisierung geschaffen. Sie ist zu einem bestimmenden Thema der sich weiter entwickelnden Kreativwirtschaft in der Stadt geworden. Die Stadt beschränkt sich diesen gesellschaftlichen Akteuren gegenüber auf eine begleitende Rolle, während sie sich entschieden hat, die Stadtbibliothek zu einem Ort zu entwickeln, an dem nicht nur traditionelle Inhalte in neuer, zeitgemäßer medialer Qualität und öffentliche digitale Dienstleistungen angeboten werden, sondern an dem die Chancen und Risiken der Digitalisierung initiativ vermittelt und von einem breiten Bevölkerungsquerschnitt diskutiert werden. Fokus hierbei ist die Frage, welchen Einfluss der Prozess zunehmender Digitalisierung der Alltagswelt auf unser kulturelles Selbstverständnis nimmt.
Hierbei greift die Einrichtung einerseits auf die Behandlung des Themas in allen Literaturformen zurück, andererseits arbeitet sie in variablen Formaten mit anderen Einrichtungen zusammen, die sich in der Stadt mit dem Digitalisierungsprozess in der Gesellschaft befassen bzw. modell- oder pionierhaft mit den Möglichkeiten der Digitalisierung in der Alltags- und Wirtschaftswelt agieren. Die räumliche Erweiterung der Stadtbibliothek hat für dieses Veranstaltungsprofil geeignete Voraussetzungen geschaffen, die sich durch eine zeitgemäße Club-Atmosphäre bewusst von einem Ambiente der Bildung und Fortbildung unterscheiden. Die Stadt hat sich zum Ziel gesetzt, die Stadtbibliothek im Rahmen ihres Leistungsvermögens mit den jeweils aktuellsten digitalen Angeboten auszustatten, die für eine breite öffentliche Nutzung und Auseinandersetzung von Bedeutung sind.
Handlungsempfehlungen:
- Kommunale Initiative, um die Stadtbibliothek im Rahmen einer „digitale Offensive“ ergänzend zum klassischen Profil der Stadtbibliothek als öffentliches Medien- und Informationsforum zu entwickeln.
- Erarbeitung eines Personalentwicklungs- und Qualifizierungskonzeptes, dass den neuen Anforderungen an die Einrichtungen gerecht wird.
- Aufbau eines lokalen Partnernetzwerkes für die Entwicklung von Veranstaltungsformaten für den Themenbereich der Digitalisierung in der Gesellschaft.