Stadtplanung & Entwicklung

Postplatz

Der lange Weg zur Stadtoase

Nach dem Preis für den Postplatz ist jetzt die Tatkraft von Bürgern gefragt

Was hat „Ab in die Mitte!“ die sächsische Offensive für mehr Leben in der Stadtmitte nicht schon alles losgetreten: Biergärten flogen durch die Luft und landeten an ungewohnten Plätzen. Draisinen rollten über Straßenbahngleise. Eltern und Kinder buddelten wie Maulwürfe durch den Stadtpark, um einen Spielplatz mit Wasser zu versorgen.

Jüngst hat der Postplatz einen Preis im Wettbewerb erhalten und das, obwohl gar kein „Event-Kracher“ diese Idee bekrönt. „Stadtoase“ heißt der Titel und beschreibt das glückliche Ende einer langen Reise. Sieben Jahre war der Postplatz im Bau, blockierte Wege und Ansichten, sorgte für Staub, Lärm und vertrieb Kunden wie Müßiggänger. 

Jetzt erstrahlt das Herz von Görlitz, der sicher schönste Platz aus der vorletzten Jahrhundertwende. Rund um die anmutige Göttin Flora, die trivial aber herzlich „Muschelminna“ gerufen wird, ist viel Platz geworden. Weniger parkende Autos, weniger rollender Verkehr – wer bespielt diesen Platz? Was ermuntert zum Bleiben und zum Genuss von Blumen, Brunnen und Fassaden?

„Stadtoase“ Postplatz hat einen Spielplan skizziert - einen Ideenkatalog kleiner belebender Impulse und so hat das Paket von Platzumbau und Platzbelebung ein Preisgeld erlangt. Die kleine Gruppe Kreativer aus Stadtverwaltung, IHK, Händlern und Freiberuflern hat einige Vorhaben entworfen und sucht nun Mitt‘-macher im wahren Wortsinn. Dabei geht es um preisgünstige Annehmlichkeiten, die zum Verweilen und zum Austausch verlocken und Görlitzerinnen und Görlitzer wie auch Stadtbesucher neugierig machen.

Sitzenbleiben!

Die einstige Drohung für Schulschwänzer wird zum Appell für Angestellte und Eltern, Pensionäre und Kauflustige. Wenn aber die Sonne strahlt, sind Sitze knapp. Deshalb sollen weitere Stühle das Mobiliar ergänzen. Sie lassen sich flexibel bei Hitze in den Schatten rücken oder zur Plauderrunde gruppieren. Doch die Beweglichkeit verlangt ordnende Hände, Menschen, die sich täglich um Stühle kümmern. Wer ist bereit, Stühle bei Sonnenschein aufzustellen und abends einzuräumen? Wer zahlt einen Beitrag für weitere Stühle oder deren Transport?

Das Postplatz Piano

Haben Sie noch eines dieser schweren Erbstücke und keinen, der’s spielt? Ihr verstaubtes Klavier steht vielleicht vor einer großen Karriere. Auf Rädern wird es immer samstags von Zehn bis Zwei an den Brunnen gerollt und von Hobby-Pianisten gespielt. Und wo ist die trockene Bleibe für das Postplatz Piano zwischen den Tagen?

 

Balkonblasen

Bläserensembles blasen von den größten Balkonen. Diese Idee wird eben auf ihre Realisierbarkeit überprüft. Immerhin zieren allein vier Austritte das spätklassizistische Geschäftshaus „Eduard Schulze“. Maria-Ruth Schäfer von der Blech:Werk:Stadt sammelt bereits die „Blasgewaltigen“ der Stadt für einen Tag im Mai.

 

Kaffeetafel vor Cosmea

Noch sind die Sommerblumen der nächsten Saison winzige Sämlinge. Aber eine Kaffeetafel vor der blühenden Rabatte ist ein schöner Gedanke. Nur eine Gruppe oder ein tatkräftiger Verein muss sich finden, die weißen Tafeln zu decken und an einem Nachmittag im Mai zum Kaffee einzuladen…

Offener Spielplan

Ein teurer Platzumbau und ein kleines Preisgeld ersetzen nicht die Eigeninitiative. Für die Stadtoase Postplatz sind Ideen und für vor allem mutige Mitmacher willkommen! So kann aus einer Baustelle ein Treffpunkt, ein lebendiger Stadtplatz werden - einer, der an besonders schöne Stadtplätze dieser Welt erinnert. (Hier können Sie gern Ihren Lieblingsplatz eintragen!)

Juni gut gebucht

Anfang Juni werden die Jazztage den Postplatz erobern. Natürlich geschieht das außergewöhnlich und bleibt bis März auch noch geheim. Denn der Postplatz hat „Unerhörte Orte“…

Ende des Monats ist ein Wein- und Genussfestival angekündigt. Am Platz neben der Frauenkirche werden deutsche und polnische Winzer, inszeniert von Axel Krüger, ihre Tropfen kredenzen und zum Kosten und Kaufen ebenso einladen wie zum Gespräch über Wein, Wetter und Weiteres. 

 

Weihnachtsmarkt in Arbeit

Die Kulturservicegesellschaft mbH hat sich des weihnachtlichen Markttreibens rund um den Postplatz angenommen und tritt dazu in diesen Wochen mit Händlern und Vereinen des Stadtkerns zusammen. Benedikt Hummel spricht davon, ein besonderes Profil zu entwickeln in Ergänzung zum Christkindelmarkt. Der Postplatz bietet dazu die ihm eigene Kulisse und nach dem Umbau auch neue Freiräume.

 

Jeder, der den Postplatz mit einer eigenverantwortlichen Initiative, einer Idee oder einer Spende anziehender machen will, sollte den Kontakt nutzen: Amt für Stadtentwicklung  > f.dressler@goerlitz.de

 

 

 

Flyer zur Baumaßnahme

 

 

Neugestaltung Postplatz

Mit dem Grundsatz- sowie dem Planungsbeschluss vom 19.12.2013 bekannte sich der Stadtrat der Großen Kreisstadt Görlitz mit großer Mehrheit für die Neugestaltung dieses Görlitzer Schmuckplatzes. In drei Bauabschnitten jeweils für Tiefbau, Straßenbau, Gleisbau, Öffentliche Beleuchtung und Veranstaltungsnetz wurde von März 2016 bis September 2019 gebaut. Auftraggeber für das große Bauvorhaben am Postplatz waren die Stadt Görlitz, die Görlitzer Verkehrsbetriebe GmbH und die Stadtwerke Görlitz AG. Mit der STRABAG, der Görlitzer Gleis- und Tiefbau GmbH, der EBS Elektroinstallation und Blitzschutz Service GmbH und Elektro Hantke arbeiteten in dreieinhalb Jahren hauptsächlich regionale Firmen als Hauptauftragnehmer an diesem umfangreichen Bauprojekt und beendeten dieses am 19. September drei Monate vorfristig. An diesem Tag wurde der Platz mit den Bauverantwortlichen für den Verkehr freigegeben. Die Görlitzerinnen und Görlitzer sowie die Gewerbetreibenden und ansässigen Behörden und Firmen sahen der Verkehrsfreigabe schon mit großer Spannung und Freude entgegen.

Der im Jahr 2017 teilweise freigelegte ehemalige alte Friedhof zwischen Frauenkirche und C&A hatte zur Folge, dass das Landesamt für Archäologie aus Dresden fünf Monate lang Gräber sicherte und den Boden nach Zeugnissen Görlitzer Geschichte durchsiebte. Die gefundenen menschlichen Überreste mussten geborgen und präzise Aufzeichnungen vorgenommen werden. Trotz dieser Grabungen und vieler verschiedener Interessen der jeweiligen Auftraggeber verliefen die Baumaßnahmen überwiegend reibungslos. Auftretende Probleme konnten aufgrund der engen Zusammenarbeit von Bauleitung, Auftragnehmer und Auftraggeber frühzeitig erkannt und gemeinschaftlich gelöst werden. Gewerbetreibende und Anlieger waren durch den Baustellenscout ständig involviert und wurden regelmäßig über den neuesten Stand unterrichtet. Ihre Sorgen wurden ernst genommen und konnten in den meisten Fällen schnell beseitigt werden.

Für den städtischen Auftrag Straßenbau flossen ca. 3,5 Mio (Gesamtkosten) in das Bauprojekt, davon gut 2 Mio Euro Fördermittel.

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