3 Fragen an Daniel Morgenroth, Intendant des Gerhart-Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau
Daniel Morgenroth, geboren 1984 in Coburg, ist seit 2021 Intendant des Gerhart-Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau. Der promovierte Theaterwissenschaftler studierte unter anderem in Passau und London und war persönlicher Assistent des renommierten Regisseurs Robert Wilson. Vor seiner Tätigkeit in Görlitz war er stellvertretender Intendant am Theater Konstanz. Morgenroth ist bekannt für seine innovativen Inszenierungen, die verschiedene Kunstformen miteinander verbinden.
Diesen Sommer verwandelt sich ein ehemaliges Fabrikgelände in Görlitz in eine spektakuläre Theaterbühne. Nach dem überregional gefeierten Erfolg von „Malfi!“ vor zwei Jahren bringt Morgenroth nun niemand Geringeren als „Gatsby!“ ins immersive Theaterformat – und führt selbst Regie. Ein Erlebnis, wie man es sonst nur aus Metropolen wie New York oder Shanghai kennt.
1. Was macht immersives Theater so besonders? Und was braucht es, um ein solches Spektakel auf die Beine zu stellen?
Das Besondere am immersiven Theater ist, dass das Publikum nicht auf Stühlen sitzt, sondern sich frei durch eine vollständige Welt bewegt. Man sieht also nicht ein Stück, sondern man erlebt das Stück mit allen Sinnen auf einem ganz individuellen Pfad. Um ein solches einzigartiges Erlebnis zu kreieren, braucht es vor allem sehr viel Arbeit und handwerkliches Geschick: Unsere Technik arbeitet seit Oktober vergangenen Jahres in den KEMA-Hallen und lässt dort komplette Welten entstehen, wie etwa die Straßen von New York, luxuriöse und schäbige Hotelzimmer, die Villen von Gatsby und Daisy, und sogar die ganze Atlantikküste. Das Ganze ist also mit riesigem Materialaufwand verbunden und gleichzeitig extrem detailreich, so dass das Publikum die Welt erkunden, betasten, riechen und schmecken kann.
2. Warum fiel Ihre Wahl auf Gatsby? Haben Sie eine persönliche Lieblingsszene?
Wir arbeiten bei immersiven Erlebnissen immer mit dem Raum. Der Raum ist der Anfang aller Inspiration. Als ich vor gut vier Jahren zum ersten Mal die KEMA besichtigte, fielen mir die halbrunden Fenster auf, die für mich sofort nach Zwanzigerjahre schrien. Ferner strahlt das Verwaltungsgebäude den Charme einer herrschaftlichen Villa aus. So entstand die Idee, den Großen Gatsby in dieses Areal zu verlegen. Eine meiner Lieblingsszenen ist sicherlich nach dem Tod von Myrtel Wilson, der Zusammenbruch ihres Ehemannes, der von unserem Opernchor musikalisch sehr kontrastreich begleitet wird – mehr verrate ich aber noch nicht.
3. Was sollten Görlitz-Besucher neben dem Theaterbesuch auf keinen Fall verpassen?
Ich empfehle allen Besuchern unbedingt einen großen Altstadt-Spaziergang – vom Obermarkt zum Untermarkt, weiter bis hinüber nach Polen und auf der polnischen Seite über die Stadthalle wieder zurück. So bekommt man einen wunderbaren Eindruck von beiden Seiten der Stadt und erlebt dabei auch einen Wechsel der Perspektive und des Blickwinkels.
Mehr Infos zu GATSBY! und zum Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau