Stadt- & Ortsteile

Ludwigsdorf & Ober-Neundorf

Ludwigsdorf & Ober-Neundorf

Ludwigsdorf ist seit 1. Januar 1999 ein Ortsteil von Görlitz mit etwa 800 Einwohnern. Es liegt in der Neiße-Aue und bildet zusammen mit dem Ortsteil Ober-Neundorf den nördlichsten Teil der Stadt.

Um 1175 die Ludwigsdorfer Kirche erbaut. Vermutlich wurde demnach Ludwigsdorf um 1150 im Zuge der Deutschen Ostsiedlung angelegt. Es ist selbstverständlich, dass zum Zeitpunkt des Kirchbaus bereits ein gewisser Wohlstand im Dorf herrschen musste, um den Bau und Unterhalt der Kirche bewerkstelligen zu können. Die Rodungs- und Aufbauphase muss also 1175 weitestgehend beendet gewesen sein. Unter dem Namen Lodewigesdorph (Dorf des Ludwig) wurde das Waldhufendorf 1305 erstmals erwähnt, während es 1413 Lodewigisdorf, 1430 Ludwigsdorff, 1534 Lustorf und 1559 Lostorf geschrieben wurde.

Im Februar und März 1431 belagerten die Hussiten Ludwigsdorf. Von 1539 bis 1655 befand sich Ludwigsdorf bereits einmal im Besitz der Stadt Görlitz, da 1539 der Rat der Königlichen Stadt Görlitz dieses Dorf dem Urban Emrich abgekauft hatte. 1665 wurde die Herrschaft des Gutes geteilt, sodass Nieder-Ludwigsdorf zum bestimmenden Herrschaftszentrum wurde. Ober-Ludwigsdorf ging an den Besitz der Görlitzer Bürgerschaft über. 1708 gelangte der besagte Bürgerschaftsbesitz dann an den Kaufmann Christian Friedrich Fromberg. Dieser war gleichzeitig Erbherr der Orte Klingewalde und Deutsch Ossig. Der Kaufmann erhielt 1732 den Adelsrang und damit alle damit verbundenen Privilegien (Steuerfreiheit, Gerichtsbarkeit u.a.).

Die steinernen Schrifttafeln des Herrenhauses vom Niederhof aus den Jahren 1773 und 1880 weisen auf die Besitzer und Bauherren des Ortes hin. Das Herrenhaus selbst stammt aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. 1621 kaufte Herr von Salza auf Ebersbach Ludwigsdorf.

Zur Zeit der Freiheitskriege, von 1813 bis 1816, hatte nach den Aufzeichnungen des damaligen Gemeindevorstehers Gottlieb Winkler die Gemeinde Nieder-Ludwigsdorf unter den Einquartierungen zu leiden.

1900 erfolgte die Auflösung des Obergutes.

Seit 1950 gehört der Ortsteil Ober-Neundorf mit zu Ludwigsdorf, die beiden Siedlungsteile Ober- und Niederludwigsdorf wurden etwa zeitgleich nicht mehr getrennt erwähnt.

Am 1. Januar 1999 wurde Ludwigsdorf nach Görlitz eingemeindet.

Sehenswertes 

(Quelle: z.T. wikipedia)

alte Häuslerwohnungen, Drei- und Vierseithöfe, sind von der alten Dorfanlage erhalten geblieben. Besonders sehenswert ist der Hof Nr. 54 -ein Wohnstallhaus, d.h. hier sind Wohnung und Stallung unter einem Dach - mit Kumthalle (Kumt = Geschirr der Zugtiere) und Seitengalerie. Denkmale erinnern an die Gefallenen der Kriege von 1866 und 1870/71 sowie die des ersten Weltkrieges.

Chorturmkirche in Ludwigsdorf  

Das Portal stammt aus der Übergangszeit von der Romanik zur Gotik. Die Kirche von Ludwigsdorf wird erstmals 1346 in der Meißner Bistumsmatrikel erwähnt. Das deutlich höhere Alter des Bauwerks konnte mit Hilfe von dendrochronologischen Untersuchungen belegt werden. Demnach war der Chor bereits kurz nach 1175, der Saal um 1192 fertig gestellt. Offenbar war das Gotteshaus ursprünglich als Saalkirche mit Chorquadrat und Apsis konzipiert. Dies entspricht einem in Mitteldeutschland weit verbreiteten Typ. Das hohe Alter der Ludwigsdorfer Kirche gibt Anlass, Beginn und Verlauf der Deutschen Ostsiedlung neu zu überdenken. Bisher war man davon ausgegangen, dass erst um 1200 große Zahlen an Siedlern bis in das Neißetal vorstießen.

Möglicherweise schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurde der Chor zu einem Turm aufgestockt, sodass die Ludwigsdorfer Kirche seitdem dem in der Oberlausitz seltenen Typ der Chorturmkirche entspricht. Der Dachstuhl des Chores wurde für das Turmdach wieder verwendet und blieb so vollständig erhalten. Dieses Dachtragwerk und das des Saales sind die ältesten bekannten Dachkonstruktionen im heutigen Sachsen.

Im 13. Jahrhundert erhielt die Kirche ein aufwendiges Südportal in Übergangsformen von der Spätromanik zur Gotik.  

Um 1485 wurde im Saal ein Netzrippengewölbe mit Meisterzeichen auf einem der Schlusssteine eingezogen. Die Öffnungen der bis dahin noch existierenden romanischen Rundbogenfenster wurden als Widerlager verwendet. Ihre Rundbögen haben sich jedoch im Dachraum oberhalb des Gewölbes bis heute erhalten. Die damals neu eingebrochenen gotischen Spitzbogenfenster wurden in der Mitte des 19. Jahrhunderts vergrößert, sie verloren dabei ihre ursprüngliche Maßwerkgliederung.

1849 wurde mit der Verlegung des Zugangs an die Westseite eine schlichte Eingangshalle errichtet. Von hier aus betritt man den Saal, an dessen West-, Süd- und Nordseite sich hölzerne Emporen mit gebauchten Brüstungen und verblasster neogotischer Farbfassung befinden. Im Westen liegt in der zweiten Geschossebene die Orgelempore mit gedrehten Brüstungsstäben. Sie wurde 1872 erweitert, um Raum für die Sänger zu schaffen. Damals wurde auch die Orgel der Firma Schlag aus Schweidnitz eingebaut. Ehemals vorhandene weitere Emporen und zwei Patronatslogen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg entfernt.

Im Bereich der oberen Nordempore haben sich Teile einer bislang noch nicht genauer untersuchten bildlichen Wandgestaltung erhalten. Möglicherweise liegen hier mehrere Fassungen übereinander. Erkennbar ist vor allem eine Anzahl von Pferden in einem größeren szenischen Zusammenhang.

Aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts stammt der Kanzelkorb im Triumphbogen. Kräftige Säulen auf Konsolen teilen den darüber hinaus mit reichlichem manieristischem Schmuck versehenen Korb in fünf Felder. Ebenfalls auf Konsolen sind hier die vier Evangelisten und Moses mit den Gesetzestafeln platziert. Sie stammen allerdings aus dem frühen 18. Jahrhundert und sind wohl zusammen mit dem Schalldeckel entstanden, der von einer Darstellung der Dreifaltigkeit bekrönt wird. Die seitlich angebrachte barocke Kanzeluhr diente dazu, die Redezeit des Pfarrers zu reglementieren.

Im Chor befindet sich der älteste Ausstattungsgegenstand der Kirche, ein spätgotischer Taufstein in Kelchform. Der Altar der Ludwigsdorfer Kirche ist heute recht schlicht. Auf einer einfachen Mensa erhebt sich ein barockes Kruzifix mit jüngerem Kreuz. Bis 1878 existierte ein hölzerner Altaraufsatz aus Schnitzwerk, der seitlich von den hölzernen Standbildern der Apostel Petrus und Paulus gerahmt wurde.

1880 und 1881 wurden die drei Kronleuchter gestiftet. 1891 wurde der alte gotische Taufstein durch einen neuen aus weißem Marmor ersetzt, der ebenfalls gestiftet worden war.