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Chance zur Rückkehr eines Kriegsverlustes nach Görlitz

Chance zur Rückkehr eines Kriegsverlustes nach Görlitz

vom 07.06.2023

Crowdfunding-Aktion für besonderes Gemälde heute gestartet

Es galt seit 1945 als verschollen: das geheimnisvolle, unvollendete Bildnis einer jungen Frau aus dem Bestand der Görlitzer Sammlungen für Geschichte und Kultur. Das Werk stammt von dem berühmtesten Porträtmaler Mitteleuropas im 18. Jahrhundert – Anton Graff.

Das Gemälde wurde in den Kriegswirren 1943 mit weiteren Kunstwerken auf das südlich von Görlitz gelegene Schloss Kuhna (heute polnisch Kunów) ausgelagert. Nun ist es wieder auf dem Kunstmarkt aufgetaucht. Juristische Mittel für den Rückerhalt eines solchen Kriegsverlustes gibt es nicht. Einzige Möglichkeit, es wieder nach Görlitz und in die Görlitzer Sammlungen zurückzuholen, ist ein Rückkauf.

Dafür hat der Förderverein „Freunde der Görlitzer Sammlungen e. V.“ am 23. Mai 2023 eine Spendensammlung gestartet, die bis zum 22. Juni 2023 laufen wird.

Das angestrebte Spendenziel sind 4.000 EURO. Die Gesamtsumme für den Rückerwerb beträgt 20.000 Euro. Dafür stehen Fördermittel in Aussicht. Um diese zu erhalten, sind 4.000 Euro Eigenmittel erforderlich.

Um diese Summe zusammenzutragen, findet eine 30-tägige Crowdfunding-Aktion auf der von den Görlitzer Stadtwerken betriebenen Internetseite „Görlitz Crowd“ statt: www.goerlitz-crowd.de/rueckkehr 

Unterstützungsfreudige können ganz klassisch spenden und erhalten eine Spendenbescheinigung oder sie wählen eine der attraktiven Dankes-Prämien. Wem die Görlitzer Sammlungen und das Spenden-Projekt ganz besonders am Herzen liegen, kann sich auch für beides entscheiden.

 

„Der Förderverein und die Görlitzer Sammlungen hoffen auf tatkräftige, vielfältige Unterstützung. Selbst kleinste Beträge helfen uns dabei, die unbekannte Schöne nach fast 80 Jahren wieder nach Hause zu holen. Sie soll künftig für die Öffentlichkeit im Barockhaus, Neißstraße 30, zu sehen sein. Auch das Publikmachen dieser Aktion ist eine wertvolle Hilfe für die Rückkehr dieses besonderen Kriegsverlustes“, so Kunsthistoriker Kai Wenzel von den Görlitzer Sammlungen.

 

Zur Historie und Besonderheit des Bildnisses:

Im Dresdener Atelier des Malers Anton Graff entstanden die Bildnisse namhafter Persönlichkeiten wie der Dichter Gotthold Ephraim Lessing und Friedrich Schiller, des sächsischen Kurfürsten Friedrich August I. oder des Oberlausitzer Universalgelehrten Adolf Traugott von Gersdorf. Unter Graffs mehr als 2.000 Gemälden gibt es eine sehr kleine Gruppe unvollendeter Werke. Zu ihnen gehört dieses Bildnis einer jungen Frau, deren Name nicht überliefert ist. Genauso unklar ist auch, warum Graff ihr Porträt nicht zu Ende malte. Im unfertigen Zustand eröffnet es uns heute einen einzigartigen Blick in die Arbeitsweise des Künstlers.

„Während er das Gesicht der sanft lächelnden Frau bis in feinste Details fertigstellte, scheint ihre hochgesteckte Frisur direkt in den nur angedeuteten Hintergrund überzugehen“, so beschreibt Kunsthistoriker Kai Wenzel das Gemälde. „Dadurch entsteht eine einzigartige Wirkung, die bereits auf die Kunst der Moderne vorauszuweisen scheint.“

Anton Graffs Gemälde gelangte 1901 als Geschenk des Görlitzer Malers Theodor Thieme in das Kaiser-Friedrich-Museum (heute Kulturhistorisches Museum der Görlitzer Sammlungen). Dort gehörte es zu den Glanzstücken der Dauerausstellungen in der Oberlausitzer Gedenkhalle (heute Miejski Dom Kultury in Zgorzelec) - bis es im Zweiten Weltkrieg verloren ging.

Wer noch mehr zum Bildnis und zum Thema „Kriegsverluste“ erfahren möchte, hat dazu in der kommenden Woche Gelegenheit.

Kai Wenzel bietet Interessierten einen kostenfreien Themenabend mit anschließender Führung an:

Verloren und Wiedergefunden. Kriegsverluste in den Görlitzer Sammlungen

Mittwoch, 31.5.2023, 18.00 Uhr | im Kaisertrutz, Galerie der Moderne | Eintritt frei

Der Zweite Weltkrieg ist in den Görlitzer Sammlungen noch immer sehr präsent. Denn durch die Kriegsereignisse gingen tausende Objekte verloren. Manche tauchen heute auf dem Kunstmarkt wieder auf und können nach Görlitz zurückgeholt werden. Kunsthistoriker Kai Wenzel informiert über dieses aktuell laufende Rückholvorhaben. Zu dem präsentiert er bereits erfolgreich zurückgewonnene Kriegsverluste, spricht über ihre Geschichte und ihre zum Teil spektakulär verlaufene Heimkehr.

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