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Neiße Filmfestival: Drei-Länder-Filmpreis für „Jiyan” (Leben) von Süheyla Schwenk

Neiße Filmfestival: Drei-Länder-Filmpreis für „Jiyan” (Leben) von Süheyla Schwenk

vom 26.09.2020

Am morgigen Sonntag geht im Dreiländereck an der Neiße das 17. Neiße Filmfestival zu Ende. Das trinationale Filmfest präsentierte in diesem Jahr in einer coronabedingten „Wild Edition“ rund 60 Filme in drei Wettbewerben und diversen Filmreihen sowie ein Rahmenprogramm u.a. mit Ausstellungen, Filmgesprächen und Konzerten an 15 Spielorten in Deutschland, Polen und Tschechien. Bereits am Samstagabend wurden bei der Preisverleihung im Filmtheater Ebersbach die Neiße-Fische, die vom Strahwalder Künstler Andreas Kupfer gestalteten Preisskulpturen des Festivals, vergeben.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, einer der Schirmherren, hob in seinem Grußwort hervor, dass das Neiße Filmfestival in seiner Form einzigartig ist. „Hier gibt es ein Programm zu sehen, das in enger Zusammenarbeit zwischen Polen, Tschechen und Deutschen entstanden ist und auf besondere Weise gesellschaftsrelevante Themen aufgreift. Das macht es so interessant und facettenreich. Es ist gut, dass in diesem Jahr die Herausforderungen des Klima- und Strukturwandels im Fokus stehen. Denn gerade im Zuge der Pandemie sind die Themen in der öffentlichen Debatte etwas nach hinten gerückt. Ich schätze es daher sehr, dass die Veranstalter den Mut hatten, ein corona-konformes Konzept zu entwickeln, damit die Veranstaltung auch in diesem Jahr stattfinden kann.“, so Kretschmer weiter.

Deutscher Spielfilm gewinnt Hauptpreis beim 17. Neiße Filmfestival

Der mit 10.000 Euro dotierte „Drei-Länder-Filmpreis“ der Sächsischen Kulturministerin für den besten Spielfilm, der vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus gestiftet wurde, ging an den deutschen Beitrag „Jiyan” (Leben) von Süheyla Schwenk. Die Jury mit dem deutschen Regisseur Philipp Eichholtz Regisseur, der polnischen Szenenbildnerin Jagna Dobesz und dem tschechischen Regisseur Václav Kadrnka musste sich im Wettbewerb zwischen je drei Spielfilmen aus Deutschland, Polen und Tschechien entscheiden. „Alle Charaktere in ‚Jiyan' fühlen sich real, wie echte Menschen an. Das macht dieses Drama über zwei Flüchtlinge in Berlin so herzzerreißend, fesselnd und traurig. Der Film porträtiert die aktuelle humanitäre Krise durch originelle, suggestive, mutige und kompromisslose cineastische Mittel. Es ist ein Film, der einen noch lange, nachdem der Abspann abgelaufen ist, weiter beschäftigt. Süheyla Schwenk und ihr Team haben ein kleines Meisterwerk kreiert. Wir wünschen diesem Meisterwerk ein großes Publikum.“, so die Juroren in ihrer Begründung. 

Süheyla Schwenk wurde für ihre Arbeit an „Jiyan“ auch mit dem von der Stadt Görlitz gestifteten Preis für das beste Szenenbild ausgezeichnet. Ausschlaggebend war hier „… die meisterhafte Kombination von Realismus mit Elementen des emotionalen Szenenbildes, die etwas Magisches hat und gleichzeitig den Eindruck eines Dokumentarfilmes macht.“, so die Juroren.

Den von der Stadt Zittau gestifteten Preis für die beste darstellerische Leistung erhielten Milan Ondrík und František Beleš für ihr bewegendes Porträt von Vater und Sohn in „Nech je svetlo“ (Es werde Licht) von Marko Škop (SK/CZ). Die Jury hob dabei besonders die schauspielerische Herausforderung hervor, Spannung und gleichzeitig Intimität in Krisenzeiten darzustellen, die von beiden Darstellern souverän gemeistert wurde. Der Neiße-Fisch für das beste Drehbuch, gestiftet vom Liberecký kraj, ging an den tschechisch-slowakischen Film „Vlastníci“ (Die Eigentümer) von Jiří Havelka, der auch das Drehbuch schrieb. Die hervorragend besetzte, kammerspielartige Komödie war im Herbst 2019 der Überraschungserfolg in den tschechischen Kinos und wurde bereits mit drei tschechischen Filmpreise - den Český lev bzw. Czech Lions - ausgezeichnet.


Bester Dokumentarfilm: „Sólo“ von Artemio Benki (CZ/FR/AG/ATL)

„Sólo“ von Artemio Benki erhielt den von „So geht sächsisch.“ gestifteten und mit 5.000 Euro dotierten Preis für den besten Dokumentarfilm. Der Film ist ein universelles, berührendes Filmporträt eines charismatischen Protagonisten im Kampf zwischen innerer Zerrissenheit und künstlerischer Berufung. Die Jury –  Ondřej Kamenický, Festivalleiter des One World International Human Rights Documentary Film Festival, Filmkritikerin und Programmerin Ingrid Beerbaum sowie Adam Papliński, Betreiber der Plattform „Pitch the Doc” – hob in ihrer Begründung hervor: „Es sind die einfachen, universellen Geschichten, die uns am meisten berühren. Nach langer Zeit sozialer Isolation in einer psychiatrischen Klinik versucht ein talentierter junger Mann und Künstler sich ins normale Leben zurückzukämpfen. Ohne unnötiges Pathos oder Sensationslust begleitet der Regisseur ihn sensibel bei seinem Kampf, sich als Künstler wieder in die Gesellschaft einzugliedern und geht seiner kreativen Obsession nach. Voll tiefem Respekt für seinen Protagonisten balanciert der Film dabei behutsam zwischen naher Beobachtung und menschlicher Anteilnahme.“ 

Lobende Erwähnungen gab es im Dokumentarfilm-Wettbewerb für „Wieloryb z Lorino“ (Wal aus Lorino) von Maciej Cuske (PL) und „Zustand und Gelände“ von Ute Adamczewski (DE)


Bester Kurzfilm: „Dcera“ (Tochter) von Daria Kashcheeva (CZ)

Den Preis für den besten Kurzfilm erhielt der tschechische Beitrag „Dcera“ (Tochter) von Daria Kashcheeva. Über den vom Studierendenrat der Hochschule Zittau/Görlitz gestifteten Preis entschieden der deutsche Schauspieler, Musiker und Filmemacher Jürgen Heimüller, die tschechische Kuratorin Jana Čížkovská und der polnische Filmemacher Michał Hytroś, im Vorjahr Gewinner des Kurzfilmpreises an der Neiße. In der Begründung der Jury heißt es:  „Die zeitgenössische Animation hat eine wirklich starke Stimme – nicht nur in der diesjährigen Filmauswahl, sondern auch bei europäischen Kurzfilmproduktionen generell. Wir haben uns entschlossen, diesen Fakt in unserer Entscheidung widerzuspiegeln und einen Animationsfilm auszuzeichnen. Mit ihrem Film „Dcera“ (Tochter) nimmt uns Daria Kashcheeva in eine ganz besondere Welt mit. Raue Pappmaché-Figuren in zerbrechlichen, handgemachten Settings erzählen von einem berührenden Konflikt zwischen Vater und Tochter als eine erfrischende Alternative zu den kindlich schematischen Hochglanzbildern des amerikanischen Blockbuster-Kinos. Mit anspruchsvoller Kameraoptik und dem intensiven Spiel mit verschwommenen Bildern haucht Kashcheeva den Szenen ein intimes Leben ein, welches uns mitnimmt in die Erinnerungen einer Kindheit voller Unbehaglichkeiten, Missverständnisse und Sprachlosigkeit. Insbesondere das Letztere, denn in Kashcheevas Film gibt es keine Dialoge. Stattdessen lässt uns das exzellente Sound-Design noch intensiver nach einem tröstenden Wort sehnen. Ein Film der mehr macht, als nur unsere Phantasie zu beflügeln.“

Eine lobende Erwähnung im Kurzfilm-Wettbewerb erhielt Nawojka Wierzbowska für „Bajka na niespokojny sen“ (Keine Gutenachtgeschichte).


Der Filmverband Sachsen vergab seinen Spezialpreis in diesem Jahr an das Filmprojekt „Pan Müller – hier geblieben!“ von Patrick Weißig. Der Film beschäftigt sich mit der Lebensgeschichte von Jan Müller, der 1936 in Georgswalde, dem heutigen Jirikov, geboren wurde und die Veränderungen einer Region hautnah bezeugen kann. Die Abstimmung für die Publikumspreise ist in diesem Jahr aufgrund des verkürzten Programms noch bis zum Festivalsonntag möglich. Die Publikumslieblinge werden nachträglich informiert und erhalten ihren Neiße-Fisch per Kurier. 

Das 18. Neiße Filmfestival findet vom 18. bis 23. Mai 2021 statt.

Aktuelle Informationen und Impressionen gibt es online unter www.neissefilmfestival.net

 

Pressemitteilung und Kontakt:

Neiße Filmfestival
Michael Lippold
Presse / Social Media
michael.lippold@kunstbauerkino.de

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