Gesamtverkehrskonzept
Der Görlitzer Stadtrat hat im Juni 2011 das neue Gesamtverkehrskonzept (10 MB) als Leitlinie für künftige verkehrsplanerische Entscheidungen und als Vorgabe der Handlungsprioritäten im Bereich Verkehrsplanung bis zum Jahr 2020 ohne Gegenstimme beschlossen.
Das bisher gültige gesamtstädtische Verkehrskonzept stammte aus dem Jahr 1993 und diente seither als Grundlage für verkehrliche Entscheidungen im Stadtgebiet. In den Folgejahren wurden bereits verschiedene Teilkonzepte, wie beispielsweise zum ÖPNV oder Radverkehr, fortgeschrieben, jedoch losgelöst von einer ganzheitlichen Betrachtung. Ausgehend von den aktuellen Grundlagen und Einflussfaktoren auf das Verkehrsgeschehen fiel im Frühjahr 2008 die Entscheidung zur Neuerstellung eines Gesamtverkehrskonzeptes verbunden mit einer Verkehrsprognose für das Jahr 2020. Insbesondere galt es bei der Erstellung die inzwischen vollzogene Funktional- und Kreisgebietsreform, die Konsequenzen demographischer Prozesse, die Wirkungen aus dem Stadtumbau zu berücksichtigen wie auch die bestehende Defizite im Verkehrssystem herauszuarbeiten.
Die Erarbeitung begann im Herbst 2008 mit umfassenden Analysen und Befragungen. Als externer Partner konnte das Ingenieurbüro für Verkehrsanlagen und -syteme (IVAS) aus Dresden gewonnen werden. Die Bearbeitung erfolgte stufenweise (Stufe I: Bestandserhebungen, Verkehrsanalyse und Bewertung; Stufe II: Planungsziele und verkehrliches Leitbild; Stufe III: Planungskonzepte und Bewertung; Stufe IV: Realisierungskonzepte und Beschlussfassung) und wurde u. a. durch zahlreiche Presseinformationen begleitet. Die Analyseergebnisse bis hin zum Entwurf wurden in öffentlichen Veranstaltungen mit den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt diskutiert. Zudem fand eine umfassende Beteiligung der Träger öffentlicher Belange sowie der Öffentlichkeit statt.
Das verabschiedete Gesamtverkehrskonzept soll als Leitlinie den Rahmen der Verkehrspolitik der Stadt Görlitz bis zum Jahr 2020 bilden. Es soll dabei für Verwaltung und Politik, Wirtschaft, Institutionen und Firmen sowie für Bürgerinnen und Bürger der Stadt ein Orientierungsinstrument sein, aufgrund dessen die verkehrsplanerischen und verkehrspolitischen Aktivitäten der nächsten Jahre konzentriert werden. Dabei ist für jede der vorgeschlagenen Maßnahmen im Hinblick auf deren Realisierung das für die betreffende Maßnahme übliche Entscheidungsverfahren zu durchlaufen. Mit dem Gesamtverkehrskonzept werden in diesem Sinne nicht Entscheidungen vorweggenommen, sondern es wird die Grundlage für ein sinnvolles, koordiniertes und nachhaltiges Vorgehen bezüglich der Verkehrsplanung und Verkehrspolitik gelegt.
Inhaltliche Schwerpunkte des Konzepts sind vor allem:
- Aussagen zur grenzüberschreitenden Kooperation insbesondere zu den Themen Neubau Grenzübergang Schlesische Straße, Straßenbahnerweiterung nach Polen, gemeinsame Verkehrserhebungen und -prognosen und den Fußgängerüberwegen Neißesteg und Seidenberger Straße
- Entwicklung des Straßennetzes hinsichtlich der Straßenkategorien, der Erforderlichkeit von Lichtsignalanlagen, einer Systematisierung von Geschwindigkeitsregelungen (Attraktivierung Hauptnetz, Anpassungen im Nebennetz) sowie der Verringerung verkehrlicher Belastungen in sensiblen Bereichen der Alt- und Innenstadt
- Empfehlungen zur Gestaltung eines Parkrings für den ruhenden Kfz-Verkehr, die Verlagerung von Stellplätzen zum neuen Parkplatz Innenstadt/Chr.-Lüders-Straße, dem Bau eines zusätzlichen Parkdecks am Parkplatz Altstadt sowie Empfehlungen zu Park- und Ride-Standorten
- Aussagen zur Entwicklung des ÖPNV hinsichtlich einer dringend erforderlichen Perspektivendiskussion und Modernisierung der Straßenbahn, Veränderungen der Buslinie P und der verbesserten Erschließung der Altstadt mit dem ÖPNV
- die Erarbeitung eines Vorschlags für ein klassifiziertes Radroutennetz in Görlitz mit verschiedenen Maßnahmen für Anbindungen und Abstellanlagen sowie Bike und Ride an den Endstellen des ÖPNV
- Maßnahmen zur Verbesserung der Querungssituation der Fußgänger mit konkreten Vorschlägen zur Umsetzung
Ihre Hinweise und Fragen zum Konzept richten Sie bitte an das Amt für Stadtentwicklung per E-Mail stadtentwicklung@goerlitz.de oder per Telefon 03581/67-2145
Teilfortschreibung Gesamtverkehrskonzept – Aktuelle Verkehrszahlen im Görlitzer Hauptstraßennetz sowie Trends der Verkehrsentwicklung
In Görlitz gibt es mehr Autos als vor zehn Jahren, aber die Straßen sind in der Gesamtbetrachtung weniger frequentiert. Das ist das positive Ergebnis einer Verkehrsanalyse der Stadtverwaltung. ÖPNV, Rad- und Fußgängerverkehr legen indes zu.
Download - Teilfortschreibung Gesamtverkehrskonzept Januar 2019 - Aktuelle Verkehrszahlen im Görlitzer Hauptstraßennetz sowie Trends der Verkehrsentwicklung (Auszug)
Über die Zählergebnisse wurde in der öffentlichen Sitzung des Technischen Ausschusses der Stadt Görlitz am 23.01.2019 umfassend berichtet. Demnach stagnieren die Kfz-Mengen im fließenden Verkehr bzw. sind im direkten Vergleich sogar minimal rückläufig (-3 %), obwohl der Kraftfahrzeugbestand in Görlitz zwischen 2008 und 2018 zugenommen hat. Schlussfolgernd lässt sich daraus ableiten, dass die städtischen Maßnahmen in den Bereichen Fuß- und Radverkehr sowie im ÖPNV positiv wirken. Also: Es ist weniger Autoverkehr in Görlitz unterwegs, obwohl es mehr Autos gibt. Insbesondere die Görlitzer, die in den zentralen Stadtteilen wohnen und arbeiten (weniger die Ein- und Auspendler), nutzen vermehrt die attraktiven Angebote des Umweltverbundes (Fuß, Rad, ÖPNV) und lassen das eigene Auto häufiger stehen. Görlitz bietet somit aufgrund der Angebote und der architektonischen Besonderheit der Konzentration und räumlichen Nähe hinreichende Optionen bei der Verkehrsmittelwahl.
Im Detail zeigen sich ferner Verlagerungseffekte, wonach die Verkehrsbelegung auf den Hauptachsen in den südlichen Stadtteilen angestiegen ist. Ein weiterer Aspekt, der durch die Untersuchung belegt wird, ist die Zunahme von Kraftfahrzeugverkehr an der Grenze zu Zgorzelec. Der rege „kleine Grenzverkehr“ steht damit für den regen Austausch in der Europastadt Görlitz/Zgorzelec.
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