Am 01. Juli 2020 trat die Stadt Görlitz im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung der Landesstrategie „Allianz Sichere Sächsische Kommunen“ (ASSKomm) bei. Diese Vereinbarung wurde vom Oberbürgermeister der Stadt Görlitz, Octavian Ursu, dem Leiter der Polizeidirektion Görlitz, Polizeipräsident Manfred Weißbach, und dem Geschäftsführer des Landespräventionsrates (LPR), Sven Forkert, in Görlitz unterzeichnet.
Ein Jahr später, im Juli und August 2021, führten die Projektpartner von ASSKomm und die Bietergemeinschaft der NKMG mbH in Görlitz eine der ersten sächsischen Sicherheitsanalysen durch. Für eine bessere Koordinierung sowie eine Bündelung des Wissens und der Expertise von Fachexpertinnen und –experten ergriff die Stadt Görlitz zwei weitere Schritte:
1. Am 01.12.2022 wurde die Koordinierungsstelle Kommunale Prävention mit Maria J. Schubert besetzt.
2. Am 09.02.2023 gründete sich der „Kommunale Präventionsrat“ (KPR) mit dem Oberbürgermeister Octavian Ursu als Vorsitzenden.
Die Sicherheitsanalyse liegt inzwischen der Stadtverwaltung vor und konnte bereits einer ersten Prüfung unterzogen werden. Für die Analyse wurden zum einen objektiven Daten erhoben, welche durch Polizei und Verwaltung zur Verfügung gestellt wurden. Das so entstandene Gebietsprofil bildet die kommunalen Daten, Ordnungswidrigkeiten, die polizeiliche Kriminalstatistik sowie die politisch motivierte Kriminalität ab. Zum anderen fließen in die Analyse auch subjektive Daten ein: Via Fragebogen, welcher 1.000 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger der Stadt erreichte, sollte die „gefühlte Sicherheit“ dargestellt werden. Alle Personen hatten die Möglichkeit den Fragebogen analog oder digital auszufüllen.
In der Prüfung der Analyse wurde klar, dass der genutzte Fragebogen wie eine Art Schablone zu betrachten ist, der für zwei duzend andere Kommunen ebenso Verwendung fand. Daher sind nicht alle Fragen sowie die Auswertung passgenau auf Görlitz abgestimmt. Weiterhin ist die Darstellung wissenschaftlich ausbaufähig: es gilt zu beachten, dass die Grundgesamtheit in der Auswertung der einzelnen Fragen der „Bürger:innenbefragung“ jeweils schwankt. Das heißt bspw., dass nur die Personen in der Auswertung auftauchen, die eine Angaben gemacht haben. Teilnehmende die sich bei einer Frage nicht äußerten, wurden prozentual herausgerechnet.
Trotz der Ausbaufähigkeit konnten durch die Betrachtung sowohl der subjektiven als auch der objektiven Daten wertvolle Anhaltspunkte gewonnen werden, um vorbeugende Maßnahmen in der Stadt bedarfsgerecht und zielsicher planen und umsetzen zu können. Daher erfolgt nun eine kurze Zusammenfassung einiger zentraler Aspekte:
Die Befragung der Bürgerschaft fand in allen Stadt- und Ortsteilen statt. Um jedoch ein gewisses Maß an Ausgewogenheit zu erreichen, teilten die Untersuchenden das Gebiet in fünf Teile ein und versandten entsprechend ihre Fragebögen. Der Fragebogen teilte sich in neun verschiedene Themengebiete (z. B. Lebensqualität, Nachbarschaft) sowie die Erhebung von soziodemografischen Daten.
Von den 1.000 angeschriebenen Personen nahmen 325 Bürgerinnen und Bürger, ab 18 Jahren, vollständig an der Befragung teil. Die Mehrheit (39,38 %) der Befragten war zum Zeitpunkt der Erhebung zwischen 60 und 79 Jahren alt. Das Geschlechterverhältnis zeigt sich wie folgt: 174 Personen (53,54 %) sind „männlich“, 135 Personen (41,54 %) sind „weiblich“ und drei Personen (0,92 %) sind „divers“ (13 Personen (4 %) machten keine Angaben zum Geschlecht).
Eine der ersten Fragen lautete „Wie gerne wohnen Sie in Görlitz?“. Darauf gaben 92 % der Befragten an „gerne“ oder „sehr gerne“ hier zu leben. Mit den Leistungen von Stadtverwaltung (47 %) und Polizei (53 %) zeigt sich ca. die Hälfte der Befragten „(eher) zufrieden“. Jedoch konnten auch 110 Personen (33 %) die Leistungen der Stadtverwaltung und 92 Personen (28 %) die Leistungen der Polizei nicht einschätzen.
So gerne die Menschen auch in Görlitz leben, sehen sie jedoch auch Handlungsbedarf an einigen Stellen. Die drei größten Felder sind die „Sauberkeit“, der „Straßenbau“ sowie die „Entfernung von Schmierereien“.
Aus dem Konglomerat aller Daten, entwickelten die Forschenden elf Handlungsempfehlungen:
a) Einrichtung eines kommunalen Präventionsrates
b) Bildung flexibler und partizipativ besetzter Arbeitsgruppen
c) Erarbeitung eines Gesamtkonzepts „Saubere Stadt“
d) Zustand des Straßenbildes und Beleuchtungssituation verbessern
e) Zielgerichtete Präventionsprogramme, Inhalte und Veranstaltungen für alle Altersgruppe und für Frauen
f) Aktive Bürgerbeteiligung steigern
g) Bürgerpolizisten namentlich und bildlich bekannter machen
h) Steigerung personeller Präsenz
i) Proaktive Kommunikationsstrategie bei Präsenzkräften etablieren
j) Stärkere Sanktionierung von Aggressionsdelikten im Straßenverkehr, Park –und Geschwindigkeitsverstößen
k) Kontaktaufnahme mit Opfern von Straftaten
Zudem sprachen sie vier weitere allgemeine Empfehlungen aus:
a) Bewusstsein für Prävention schärfen
b) Prüfung von Sicherheitspartnerschaften
c) Kommunale Prävention auf der Stadthomepage herausstellen
d) Schaffung eines „Präventionserlebnispfades“
Einige der Punkte konnten bereits umgesetzt werden, wie bspw. die bereits erwähnte Einrichtung eines kommunalen Präventionsrates, in welchem sich auch die ersten Arbeitsgruppen bilden. An dem Punkt g) „Bürgerpolizisten (…) bekannter machen“ wird bereits im Verbund seit Januar 2023 aktiv gearbeitet.
Kommunale Prävention ist eine Querschnittsaufgabe, also ein gesamtgesellschaftlicher Auftrag. Der KPR ist inzwischen in der haupt- und ehrenamtlich engagierten Zivilgesellschaft, der Stadtverwaltung und mit den Strafverfolgungsbehörden zu weiten Teilen vernetzt. Gemeinsam wollen wir das soziale Klima in unserer Stadt positiv beeinflussen und einen ganzheitlichen sowie lösungsorientierten Ansatz verfolgen.
Die detaillierte Analyse finden Sie hier. Bitte beachten Sie nochmals, dass in den statistischen Angaben im Text und in den Grafiken der NKMG mbH Personen ohne Angaben jeweils herausgerechnet wurden. Sie können dementsprechend von den Zahlen in diesem Beitrag abweichen. Die Zahlen in diesem Beitrag wiederrum beziehen sich auf die unbearbeiteten Erhebungsdaten, welche Sie als Anhang in der Sicherheitsanalyse vorfinden.
Für mehr Informationen oder Rückfragen wenden Sie sich an die Koordinatorin Maria J. Schubert.
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