vom 31.05.2018
Gemeinsame Pressemitteilung von OB Siegfried Deinege und MdB Stephan Kühn: Im Vorfeld des deutsch-polnischen Bahngipfels zwischen den Regierungen beider Länder am 11. Juni in Potsdam diskutierten am Mittwoch in Görlitz Fachleute aus Verkehr, Politik und Verwaltung über die Situation im grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehr von und nach Görlitz.
Auf deutscher Seite besteht dringender Handlungsbedarf: Auf polnischer Seite wird im kommenden Jahr die letzte Elektrifizierungslücke zwischen Weglinec und Zgorzelec geschlossen. Beim grenzüberschreitenden Dresden-Wroclaw-Express wird dadurch ab dem Fahrplanwechsel 2019 ein Umsteigen in Zgorzelec erforderlich. Das Expertengespräch machte deutlich, wie wichtig und dringend die Verlängerung des Fahrdrahts von polnischer Seite in den Bahnhof Görlitz hinein und die Elektrifizierung der Bahnstrecken Görlitz-Dresden und Görlitz-Cottbus ist. In einer gemeinsamen Erklärung fordern die Teilnehmer die Bundesregierung auf, diese Infrastrukturprojekte jetzt auf den Weg zu bringen.
Staatssekretär Dr. Hartmut Mangold:
„Die Bahn ist wichtig! Nicht nur für die Stadt Görlitz sondern letztlich auch für die gesamte Region der Lausitz. Die Region befindet sich im industriellen Wandel und hat mit erheblichen demografischen Problemen zu kämpfen. Funktionierende und attraktive Verkehrsangebote insbesondere auf der Schiene sind ein wichtiges Mittel, diesen Wandel zu unterstützen. Sie sorgen dafür, dass die Menschen weiter hier arbeiten und leben können. Dafür setzen wir uns aktiv ein und verlangen vom Bund endlich Klarheit zu den Schienenprojekten des Bundesverkehrswegeplanes.“
Jakub Kapturzak, stv. Abteilungsleiter im Ministerium für Infrastruktur der Republik Polen:
„Die Strecke Görlitz – Wrocław – Kraków – Grenze zur Ukraine ist eine der beiden wichtigen West-Ost-Eisenbahnverbindungen in Polen von europäischen Rang. Über die Hälfte der Bevölkerung Polens wird von dieser Strecke erschlossen, der Großteil der polnischen Industrie liegt an dieser Strecke. Im Güterverkehr wird der jetzt modernisierte Grenzübergang Horka – Węgliniec genutzt. Der Reiseverkehr dagegen läuft über Görlitz. Auf polnischer Seite wird die Elektrifizierung dieser Strecke von Węgliniec bis zur Staatsgrenze bei Zgorzelec bis Dezember 2019 in Betrieb genommen, zum natürlichen Ziel dieser Elektrifizierung – dem Bahnhof Görlitz fehlen noch 1.000 m Fahrdraht auf deutscher Seite. Das polnische Verkehrsministerium als Aufgabenträger für den Interregionalen Verkehr nach der Elektrifizierung wird mindestens ein IC-Zugpaar täglich Warszawa – Görlitz und zurück bestellen. Das Zugangebot im Regionalverkehr Wrocław – Görlitz und Jelenia Góra – Görlitz kann nach der Elektrifizierung deutlich verbessert werden. Der bislang von der deutschen Seite vorgestellte Realisierungszeitraum von zehn Jahren entspricht nicht der Wichtigkeit dieses Projektes.“
Oberbürgermeister Siegfried Deinege:
„Die Konferenz hat deutlich gezeigt: Jetzt müssen die richtigen Weichen gestellt werden, um den Ostsächsischen Raum besser mit wirtschaftlichen Zentren zu verbinden. Görlitz und Zgorzelec haben als künftiges Schienendrehkreuz besonderes Interesse am elektrifizierten und grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehr – auch unter Aspekten von Tourismus bis Fachkräftegewinnung. Die Aufnahme der Streckenelektrifizierung Cottbus und Dresden in den Bundesverkehrswegeplan 2030 ist deshalb von elementarer Bedeutung für die Region, für Deutschland und damit auch für Europa.“
Stephan Kühn, MdB:
„Die Bundesregierung muss endlich den bilateralen Verpflichtungen nachkommen und die Lücken im grenzüberschreitenden Eisenbahnnetz zwischen Polen und Deutschland schließend. Die Verbesserung des Bahnangebots ist von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung für die Region. Beim Bahngipfel am 11. Juni muss die Bundesregierung Farbe bekennen und grünes Licht für die Elektrifizierung der Strecken von Görlitz nach Dresden und Cottbus geben. Der Fahrdraht von der Neißebrücke in den Bahnhof Görlitz muss dabei vorgezogen werden.“