Der Postillion und der Schatz der Landeskrone
Vor ungefähr zweihundert Jahren lebte in Krischa, dem heutigen Buchholz, ein Postillion mit Namen Matthes, der bei der für ihn naheliegenden Poststation Rothkretscham seine Anstellung hatte. Von dort aus beförderte er auf dem bekannten Handelsweg "via regia" Reisende und Fracht in Richtung Bautzen bis Dresden oder nach Görlitz. Da Matthes ein lustiger und seinen Dienst gewissenhaft versehender Postillion war, reisten viele Kaufleute, Handwerker, Schauspieler und andere Fahrgäste gern mit ihm. Von diesen Postkutschenbenutzern hörte er manch tolle Geschichten, Schnurren, aber auch sagenhafte Berichte über Zauberer, Hexen, verborgene Schätze und anderes mehr.
Auf diese Weise erfuhr Matthes auch eines Tages durch einen alten Handelsherrn, der wohl ein verkleideter Berggeist war, vom Schatze des Zistibors auf der Landeskrone und wie dieser zu finden sei. Er bat allerdings, davon keinem anderen Menschen etwas zu erzählen. So sollte zur mitternächtlichen Stunde des Johannestages (24. Juni) auf dem Berge eine wunderschöne Blume wachsen, und zwar an der Stelle, wo der vielbesprochene Landeskronenschatz verborgen läge. Hat man dann noch drei ganz schwarze Tiere bei sich, nämlich eine Katze, einen Ziegenbock und einen Hund, so tut sich der Eingang von selbst auf. Von dem Schatz im tiefen Felsengewölbe kann der glückliche Finder sich soviel nehmen, wie er will. Nur muß sich der Betreffende beim Weggehen hüten, einen Blick rückwärts zu tun, wenn auch das Toben der Berggeister noch so furchtbar anzuhören sein sollte. Er wäre sonst im unterirdischen Gewölbe gefangen und müsste dort den geisterhaften Hütern des Schatzes für immer zu Diensten sein.
Der Postillion Matthes muss wohl die Schilderung des betagten Handelsherrn überprüft und dabei Glück gehabt haben. Denn die Sage berichtet weiter, dass Matthes sich jede Johannesnacht in aller Heimlichkeit auf die Landeskrone begab und von dem Schatz des einstigen Herrn des Berges, Zistibor, als bescheidener Mensch aber nur soviel mitnahm, als er das Jahr für sich und seine Familie zum auskömmlichen Leben benötigte.
Trotz aller Vorsicht und Verschwiegenheit des Krischaer Postillions erfuhren nach und nach allerhand Leute von seinem seltsamen Glück und bestürmten ihn mit vielen Bitten und Schmeicheleien, ihnen das Geheimnis des Schatzes mitzuteilen. Auch die Weißenberger Bürgerschaft glaubte fest und steif den Gerüchten über Matthes und schickte sogar Abgeordnete zu ihm, die ihm viel Geld boten, wenn er sie zur nächsten Johannesnacht zur Schatzkammer auf der Landeskrone mitnähme. Doch der Postillion Matthes hat trotz aller Bitten und Versuchungen sein Geheimnis über den Schatz niemandem preisgegeben und es bei seinem Tode im Jahr 1826 mit ins Grab genommen. So ruht der Schatz des Zistibors wahrscheinlich noch heute tief in der Bergspitze der Landeskrone verborgen und wartet auf seinen neuen Entdecker.
Quelle: Städtische Kunstsammlungen